Auf den Spuren von Karl Valentin und Liesl Karlstadt: der Volks-Rock-'n'-Roller aller großen Söhne.

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Die Narretei deutscher Faschingsgilden geht oft seltsame Wege. Der hochlöbliche Verein "Narrhalla", in München für die jahreszeitliche Bewirtschaftung des Frohsinns zuständig, hat es für treffend befunden, den österreichischen Volks-Rock-'n'-Roller Andreas Gabalier mit dem Karl-Valentin-Orden auszuzeichnen.

Die "Narrhalla"-Jecken führen eine Vielzahl von Gründen für ihre eigenwillige Entscheidung ins Treffen. Valentin, der lange Weise mit der notorisch geschmerzten Miene, habe sich selbst zeitlebens als Volkssänger empfunden. Gabalier sei aber nichts Geringeres als ein "Volkssänger 2.0". Außerdem bringe der eng behoste Gute-Laune-Bär auf seinen Konzerten regelmäßig das berückende Lied "A Meinung haben" zum Vortrag.

Trost für Scheitelknier

In diesem Trostgesang für Scheitelknier und andere große Söhne stimme der Barde "ein Loblied" an "auf das Andersdenken, auf Menschen, die ihr politikverdrossenes Schweigen brechen und hinter ihrer Meinung stehen". Diese Haltung verknüpft die "Narrhalla" mit einem Valentin-Zitat: "Fremd ist der Fremde nur in der Fremde."

Eigentlich frönt jeder Neonazi-Schreihals der Unart, hinter seiner "Meinung zu stehen" und das "politikverdrossene Schweigen" mit Hetzparolen zu brechen. Tatsächlich können Menschen, die mit Karl Valentins Witz intimer vertraut sind, ihre Verwunderung über die Ordenszuerkennung schwer verbergen. Valentin-Museumschefin Sabine Rinberger, der sich "der Magen umdreht", sagt: "Wie kommt man darauf, dass Valentins Fremdheits-Zitat irgendeinen Bezug zu Gabaliers rechtspopulistischen, homophoben, fremden- und frauenfeindlichen Texten hat?"

Bei der "Narrhalla" stoßen die zahlreicher werdenden Ekelbekundungen auf Unverständnis. Wer so viele weibliche Fans wie Gabalier hat, könne doch kein Chauvi sein!? Damit ist Gabalier natürlich fein raus. Vielleicht erhält er nächstes Jahr auch noch den "Liesl-Karlstadt-Orden". Und arbeitet sich in der Folge unbeirrt vor bis zur "Ute-Bock-Medaille". Und von dort weiter, zum Literatur-Nobelpreis. (Ronald Pohl, 28.1.2019)