Sharon van Etten: Remind Me Tomorrow
Die Dame aus New York hat in den letzten Jahren vornehmlich als Schauspielerin Karriere gemacht. Ihr neues Album zeigt die 37-Jährige nach fünf Jahren Pause in Hochform. Auf Remind Me Tomorrow entsagt sie weitgehend dem sich selbst zerfleischenden Kunstleidertum zugunsten positiver, dabei nicht naiver Blickwinkel auf das Leben und die Welt. Das ergibt wunderbare Songs wie No One’s Easy To Love, dessen_Inhalt sie vom Arrangement her die notwendige Nachdrücklichkeit verleiht, ein Hit. Der Rest fällt nicht weit ab, van Etten fährt Achterbahnfahrt, am Ende sind wir mit uns versöhnt.
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Mark Stewart & The Maffia: Learning To Cope With Cowardice
Mark Stewart war Kopf der Punk-Funk-Wüteriche The Pop Group. Nach dem Ende der britischen Band ging er nach New York, wo gerade Hip-Hop losging, Zurück in England tat er sich mit dem vom Dub und dessen Ästhetik infizierten Produzenten Adrian Sherwood zusammen und veröffentlichte Learning To Cope With Cowardice. Ein grimmiges Werk über politische Intrigen, Zynismus, Zorn, Paranoia und Feigheit. Nun wird dieses zwischen zerhacktem Dub, Elektronik und Noise beheimatete Album um Lost Tapes mit zehn bisher unveröffentlichten erweitert neu aufgelegt. Und siehe da: Es ist und klingt so aktuell wie damals, 1983.
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John Garcia and the Band Of Gold
John Garcia kennt der gemeine Wüstenfuchs als Sprachrohr von Kyuss, der ewigen Mutter des Stoner Rock neuerer Zeitrechnung. Mit seiner Band of Gold veröffentlicht er John Garcia And The Band Of Gold. Zwar hat er nach dem Ende von Kyuss in Bands wie Hermano oder Unida seinen Stil verfestigt, hier aber singt er, er fühle sich mehr bei sich, und das hört man. Das Album biegt um die Ecke wie ein Muscle Car. Es ist heavy und leichtfüßig – genau in der richtigen Mischung. Und all das durchschneidet Gracias charakteristischer Gesang. Die Koyoten stimmen mit ein, alles ist gut. Eine Schlachtplatte für die Fans.
(Karl Fluch, 29.1.2019)