Erdgas zu tanken ist eigentlich ganz einfach. Eigentlich.

Foto: Andreas Stockinger
Grafik: der Standard

540 bis 1630 Liter passen in den Astra Sports Tourer.

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Ein Blick in den Innenraum.

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Manchmal lohnt es sich im Leben, etwas Druck abzubauen. Man macht sich auch gleich weniger lächerlich. Wir zum Beispiel, schon länger nicht mehr erdgasig unterwegs, mussten einen Tankstellenmitarbeiter bemühen, weil sich der Füllstutzen nicht mehr vom Astra lösen ließ. Der freundliche Bursche drückte auf "Stop", der Druck an der Säule fiel auf null. Hebel 180 Grad drehen, Stutzen kurz andrücken, ziehen, an die Säule andrücken, Hebel retour, fertig. Peinlich – und danke noch mal, Herr OMV!

Womit sind wir da also unterwegs? Mit einem Astra Sports Tourer 1,4 CNG. Bei den rein benzinbetriebenen Brüdern leistet die Maschine wahlweise 125 und 150 PS, mit 110 begnügt sich die CNG-Variante (CNG steht für auf rund 200 Bar komprimiertes Erdgas vulgo Compressed Natural Gas).

Außen merkt man diesem Astra das "Erdgasige" gar nicht an, und Tanken geht fast so einfach und flott wie bei Benzin und Diesel. Man fährt so günstig, dass man sich oft fragt, warum das kein Erfolg wird.
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Damit ist das natürlich keine Rakete, die 12,3 Sekunden von null auf 100 km/h bestätigen den behäbigen Eindruck, aber das war auch gar nicht Bestandteil der Übung. Die Fahrwerte sind letztlich völlig ausreichend, und man freut sich einfach des Umstands, geradezu konkurrenzlos günstig unterwegs zu sein.

Orientieren wir uns kurz am Testverbrauch. Wir lagen bei 4,8 kg / 100 km. Rechnet man das Kilo mit, sagen wir, 1,09 Euro, sind das 5,23 Euro auf 100 Kilometer. Für 20 Euro tankt man kaum einmal, hat man die Tanks leer gefahren, landet man meist bei rund 17, 18.

Reichweite

Zwei kleine Pferdefüßchen hat die Sache im Alltag. Einerseits schafft man in diesem Opel-Fall mit einer "Begasung" nur knapp 400 Kilometer Reichweite, andererseits hat nicht jede Tankstelle auch eine CNG-Säule.

Wir versuchten uns im Praxistest zwischen Wien und Kärnten und klaubten dazu erst einmal die CNG-Standorte aus dem Netz. Dann nochmalige Eingrenzung auf OMV, mal sehen, ob wir da Probleme kriegen. Kriegten wir nicht, die Infrastruktur ist inzwischen tatsächlich flächendeckend, und hat man es einmal eilig und das Erdgas reicht die letzten Kilometer nicht, ist das auch keine große Sache. Das System ist bivalent ausgelegt, mit Benzin kommt man zusätzlich noch etwa 150 Kilometer weit. Seat stellt übrigens demnächst auf monovalent um, wir sehen uns das dann gleich an.

Einmal durchrechnen

Jetzt aber sind wir mit dem Opel unterwegs, und das Alltagsfazit lautet: CNG ist eine wirklich überlegenswerte Alternative zu den konventionellen verbrennungsmotorischen Antrieben. Man muss sich das halt einmal durchrechnen. Und ein bisschen aufwendiger ist das mit der Tankstellensuche, aber da entwickelt man ja schnell eine eigene Routine.

Gegenüber den beiden Benzinern mit 1322 Kilo Leergewicht bringt der CNGler 103 Kilo mehr auf die Waage, auch das erklärt, neben der Minderleistung, das gezügelte Temperament. Im Überlandbetrieb fällt das kaum einmal auf, das Fahrwerk kommt problemlos mit dem Mehr an Masse zurecht, außerdem befindet sich der Astra damit wiederum nur etwa auf dem Niveau der Diesel-Versionen.

Um 103 Kilogramm ist der Erdgas-Astra schwerer als der Benziner.
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Im Beladungsfall, wofür ein Kombi meist geordert wird, gibt es auch keine Abstriche, 540 bis 1630 Liter Ladung bringt der fesche Opel unter. Ein wenig störte indes der Umstand, dass sich im Kofferraum keine Haken zum Fixieren fanden. Räumt man ihn nicht richtig voll, rutscht immer irgendwas hinten rum. Und vorn vorm Schalthebel würde – wie im Insignia – auch noch ein Fach passen. Sonst aber: tadellose Sache. (Andreas Stockinger, 2.2.2019)