Greta Thunberg fordert vehement Maßnahmen gegen den Klimawandel. Neben Bewunderung erntet sie auch viel Feindseligkeit.

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Es begann mit einem "Schulstreik für das Klima". Trotz Kritik von Eltern und Lehrern demonstrierte die damals 15-jährige Greta Thunberg jeden Freitag vor dem schwedischen Parlament, statt den Unterricht zu besuchen. Aus dem Alleingang wurde eine Massenbewegung, und auch in anderen Ländern organisierten sich junge Menschen für die "Fridays for Future".

Thunberg spart nicht mit Kritik an jenen Generationen, die heute das politische Zepter in der Hand haben. Am UN-Klimagipfel im polnischen Kattowitz kritisierte sie das zögerliche Handeln vieler Regierungen. Und auch beim Weltwirtschaftsforum in Davos lieferte sie einen Appell an Weltpolitik und Wirtschaftsgrößen. Dass sich nach dem Gipfel etwas ändern wird, bezweifelte sie aber. Nicht zum ersten Mal würden großen Worten kaum Taten folgen.

Während die mittlerweile 16-Jährige von vielen jüngeren Menschen als Vorbild genannt und von Umweltschützern mit Lob überhäuft wird, findet ihr Engagement auch Gegner. Insbesondere aus rechten Kreisen gibt es zunehmend Anfeindungen gegen die Schülerin.

World Economic Forum

"Minderjährige Heilige"

Thunberg polarisiert ohne Zweifel. Sie forderte "Panik" von Spitzenpolitikern und Wirtschaftseliten in Davos. Die deutliche Wortwahl zog ähnlich deutliche Reaktionen nach sich. Die AfD Heidelberg titulierte das Mädchen auf Twitter etwa als "minderjährige Heilige". ehemalige AfD-Chefin (nunmehr "Blaue Partei") Frauke Petry zeterte über die "15-jährige Schwedin, die jeden Freitag die Schule schwänzt".

Die Seite "FPÖ Fails" dokumentiert auch ein Facebook-Posting, in dem der Vergleich zum einstigen nationalsozialistischen Innenminister und SS-Chef Heinrich Himmler gezogen wird, der seine Tochter zu Propagandazwecken ins Rampenlicht rückte.

In vielen anderen Kommentaren wird auf die früheren Depressionen und die Asperger-Diagnose (eine Form von Autismus) der Schwedin Bezug genommen. Es sei "verantwortungslos", ein "junges, offenbar psychisch sehr labiles (…) Mädchen" so "ans Licht der Weltöffentlichkeit" zu zerren, merkt ein anonymer Account an.

Thunberg selbst erklärte in der Vergangenheit dazu, dass sie ohne das Asperger-Syndrom vielleicht gar nicht in der Lage gewesen wäre, sich so für ihr Anliegen einzusetzen.

Zugfoto mit Folgen

Auch frühere Statements und Postings führten regelmäßig zu hämischen Reaktionen. Als sie dokumentierte, wie sie auf ihrer zweieinhalb Tage langen Zugfahrt nach Davos Toast und Salat aß, erntete sie prompt zahlreiche aufgeregte Antworten darüber, dass Brot und Gemüse in Plastik verpackt waren. Dass diese Produkte üblicherweise so verpackt werden und das Mädchen im Gegensatz zu vielen hochrangigen Teilnehmern nicht per Charterflug in die Schweiz reiste, wurde geflissentlich ignoriert. Was etwa beim Schweizer "Tagesanzeiger" aufgefallen ist: Viele, die das Mädchen attackieren, leugnen den Klimawandel.

Doch Thunberg eckt nicht nur in der Klimafrage an, auch andere Angriffsflächen werden genutzt. Erst kürzlich erinnerte sie an das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung der Insassen deutscher Konzentrationslager mit der kurzen Botschaft "niemals vergessen". Bald darauf fanden sich erste Nutzer ein, die sie als Agitatorin eines Schuldkults bezeichneten oder die Existenz des Holocaust überhaupt in Zweifel zogen.

Thunberg, die alleine auf Twitter mittlerweile über 130.000 Follower gefunden hat, setzt ihre Mission derweil unbeirrt fort und scheint erfolgreich Menschen für ihr Anliegen zu mobilisieren. Während ihre Rede in Davos weiterhin die Runde macht, versammelten sich kürzlich 70.000 Teilnehmer in Brüssel zu einem "Marsch für das Klima". (gpi, 28.1.2018)