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Bauarbeiten in Padborg.

Foto: Reuters/Ritzau Scanpix/Frank Cilius

Kopenhagen/Flensburg – Nun kommt das umstrittene Bauwerk doch. 70 Kilometer lang und etwa 1,50 Meter hoch wird der Zaun, der deutsche Wildschweine daran hindern soll, über die Grenze von Schleswig-Holstein nach Dänemark überzusiedeln. So will sich das Land vor der Afrikanischen Schweinepest (ASP) schützen.

Als Ende März 2018 die Mitteilung kam, Dänemark prüfe die Errichtung eines Zauns an der Grenze, dachten nicht wenige an einen vorgezogenen Aprilscherz. Doch die Dänen meinten es ernst: Am Montagvormittag rammten Arbeiter – begleitet von großem Interesse deutscher und dänischer Medien – bei Padborg die ersten Pfosten des Stahlmattenzauns in den Boden und befestigten Zaunelemente. Bis Ende November soll der Zaun fertiggestellt sein und dann entlang der kompletten etwa 70 Kilometer langen Landesgrenze zwischen Deutschland und Dänemark verlaufen, unterbrochen von 20 permanenten Durchlässen, etwa für den Verkehr.

Unterwühlsicher

Der Stahlzaun reicht einen halben Meter weit in den Boden, damit sich die Tiere nicht darunter durchwühlen können. Die Höhe wird von Experten in Dänemark als ausreichend angesehen, damit Wildschweine sie nicht überspringen können. Alle hundert Meter soll eine Öffnung von 20 mal 20 Zentimetern kleinen Tieren die Möglichkeit geben, das Bauwerk zu überwinden. Verläuft die Grenze am Wasser wie an der Flensburger Förde, sollen Sperren, die ins Wasser ragen, verhindern, dass die Wildschweine als gute Schwimmer diesen Weg über die Grenze nehmen.

Die dänische Regierung will mit dem Bauvorhaben die für das Land sehr wichtige Schweinezucht schützen. Wenn sich der ASP-Erreger auf dänische Bestände überträgt, müssten nach dänischen Regierungsangaben alle Ausfuhren in Nicht-EU-Länder gestoppt werden. Es geht um eine nicht unbeträchtliche Summe: Laut Umweltministerium in Kopenhagen exportierten dänische Bauern 2016 Schweine für umgerechnet rund vier Milliarden Euro, davon 1,5 Milliarden Euro außerhalb der EU. "Das spielt eine wichtige Rolle für unsere Wohlfahrtsgesellschaft und für Arbeitsplätze in Dänemark", sagte Umweltminister Jakob Ellemann-Jensen. Es gebe "elf Milliarden gute Gründe", alles zu tun, um zu verhindern, dass die Afrikanische Schweinepest Dänemark erreicht. Neben dem Zaun hat Dänemark weitere Initiativen beschlossen, um sich gegen die Seuche zu schützen.

Zweifel an Wirksamkeit

Tierschützer glauben nicht an einen Erfolg des Zauns. Sie kritisieren, dass dieser Wölfe, Otter und Goldschakale in ihrem natürlichen Lebensraum stören könnte. "Wir glauben, dass der Zaun eine wirklich schlechte Idee ist", sagte der Generalsekretär von WWF Dänemark, Bo Öksnebjerg. Er werde nicht dafür sorgen, Wildschweine außer Landes zu halten. Es handle sich bloß um Symbolpolitik.

Von der Afrikanischen Schweinepest betroffen sind in Europa bisher vor allem osteuropäische Staaten und das Baltikum – sowie seit September vorigen Jahres Belgien, wo der Erreger bei Wildschweinen nur etwa 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt nachgewiesen wurde. Wie er dahin gekommen ist? Das sei noch unklar, sagte die Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Elke Reinking. Es gebe mehrere Theorien. Das FLI mit Hauptsitz in Greifswald ist das deutsche Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. (APA, dpa, 28.1.2019)