Linz – Ein klick-klack, und es gibt es meist kein zurück mehr. Saust der Stempel einmal nieder, ist die Sache amtlich. Emotionale Ausbrüche wie Wut, Freude oder Unverständnis aufseiten des "Gestempelten" gegenüber dem meist völlig emotionslosen Stempler sind bei dem Vorgang nicht selten.

Vielleicht nimmt daher eine deutliche Geräuschminderung künftig etwas Druck aus der Sache. Der Welser Stempelhersteller Colop bringt nun über die neu gegründete Firma Colop Digital den weltweit ersten digitalen Stempel auf den Markt. Der "E-Mark" ist ein auf der Inkjet-Technologie basierendes mobiles Markierungsgerät. Gespeist wird der batteriebetriebene Stempel über eine eigene App – und mit einer Seitwärtsbewegungen können Abdrucke auf unterschiedlichste Oberflächen aufgebracht werden. "Papier, Karton, Servietten bis hin zu Holz – alles kein Problem. Die Saugfähigkeit muss gegeben sein", erläutert Colop-Geschäftsführer Ernst Faber.

Neu ist vor allem die Flexibilität: Getrost kann man die Vielzahl an Stempelplatten links liegenlassen und Texte, Bilder, Logos, Fotos über das Smartphone oder den PC einspielen und vollfärbig stempeln. Als Partner hat man sich übrigens mit Hewlett Packard einen der weltgrößten Drucker- und Druckpatronenhersteller ins Boot geholt.

Für den Launch des rund 400 Euro teuren Geräts ist man interessanterweise in den Norden gezogen. Konkret wurde Schweden als Einführungsmarkt ausgewählt. Faber: "Weil dort eine sehr hohe Digitalaffinität vorherrscht." Drängt sich natürlich die Frage auf, ob man sich nicht mit der Digitalvariante die Konkurrenz im eigenen Haus züchtet. Faber: "Nein, der traditionelle Stempel ist nicht gestorben, es gibt weltweit Einsatzgebiete."

Blickt man auf Colops Exportquote von 98 Prozent, wird deutlich, dass der gemeine Österreicher lieber auf dem Kissen ruht, als es mit einem Stempel zu malträtieren. Hauptmärkte von Colop sind aktuell China, USA und Russland. Über konkrete Umsatzzahlen hüllt man sich aber in Schweigen.

In China greift der Gesetzgeber dem Welser Unternehmen indirekt unter die Arme. Faber: "Jedes Unternehmen braucht zur Gründung im Schnitt fünf Stempel. Das ist gesetzlich vorgeschrieben."

Colop die Nummer zwei am weltweiten Stempelmarkt, gleich hinter dem ebenfalls in Wels ansässigen Unternehmen Trodat. Gesamt hat das 1981 gegründete Unternehmen 500 Mitarbeiter und Niederlassungen in 14 Ländern. (Markus Rohrhofer, 29.1.2019)