Katarina Vukoja in ihrem Element.

Foto: GEPA

Das E-Bundesliga-Teamfinale – mit Auftritt der Spielerin.

skysportaustria

Das Leder rollt nicht mehr nur auf echten Wiesen. Die Fußballsimulation Fifa ist in Österreich das beliebteste Videospiel. Im Rahmen der E-Bundesliga können sich seit zwei Jahren die besten heimischen Spieler am Platz um ein Preisgeld von 5000 Euro duellieren. Für den SCR Altach war Katarina Vukoja als einzige Frau der Liga im Einsatz.

STANDARD: Wie sind Sie zum Gaming gekommen?

Katarina Vukoja: Ich spiele seit meinem sechsten Lebensjahr, also seit Fifa 98. Mein Bruder hat immer mit seinen Freunden gespielt, also habe ich da auch einfach mitgemacht und bin so zum Gaming gekommen.

STANDARD: Wie oft spielen Sie Fifa?

Vukoja: Täglich fünf bis sechs Stunden. Das ist aber auch davon anhängig, ob mich das Spiel nervt.

STANDARD: Können Sie vom E-Sport leben?

Vukoja: Nein, ich bin hauptberuflich bei der österreichischen Post angestellt.

STANDARD: Kritiker sagen Fifa nach, dass sich die Fußballsimulation seit Jahren nicht verändert hat – wie können Sie sich immer wieder aufs Neue für das Spiel begeistern?

Vukoja: Es gibt schon Phasen, wo ich mir denke, dass ich keine Lust mehr auf das Spiel habe. Am nächsten Tag sitze ich dann aber wieder vor der Konsole. Ich hab lange selber Fußball gespielt musste dann aufhören. Durch Fifa habe ich weiterhin Fußball in meinem Leben, weil der Sport immer schon ein wichtiger Teil von mir war.

STANDARD: Wieso können Sie jetzt nicht mehr Fußball spielen?

Vukoja: Ich hatte einfach nicht mehr die Zeit dafür und Knieprobleme. Irgendwann habe ich mir dann gedacht, dass ich lieber an der Konsole mit dem Sport weitermache.

STANDARD: Was macht eine gute Fifa-Spielerin aus?

Vukoja: Es ist wichtig, dass du ungefähr erahnen kannst, was für einen Spielstil der Gegner hat und du dich darauf einstellen kannst. Das Wichtigste ist aber, dass du dein eigenes Spiel durchziehst und du dich von nichts ablenken lässt.

STANDARD: Was für einen Spielstil haben Sie?

Vukoja: Ich spiele meistens auf Ballbesitz und langsamen Spielaufbau bis ich dann eine Lücke sehe und da durchsteche.

STANDARD: Was antworten Sie Kritikern, die sagen, dass E-Sports nicht mit Sport zu tun hat?

Vukoja: Das habe ich schon so oft gehört. Irgendwo verstehe ich es, weil wenn man nicht viel damit zu tun hat, denkt man, dass die da nur vor der Kiste hocken und auf dem Controller herumdrücken. Andererseits musst du im Kopf fit sein, damit du dich wirklich auf das Spiel konzentrieren kannst. Ich kann außerdem von mir sagen, dass ich viel Sport mache, um fit zu bleiben. Es gehört also viel mehr dazu, als viele Stunden vor der Konsole zu sitzen. Man muss einen gewissen Ausgleich finden.

STANDARD: Sie sind die erste Frau in der österreichischen eBundesliga – wieso gibt es eigentlich so wenige Frauen im E-Sports?

Vukoja: Ich kann jetzt nur über Fifa sprechen. Ich denke, dass das daran liegt, dass Fußball eine Männerdomäne ist und sich das im E-Sports-Bereich so weiterentwickelt hat. Ich finde das schade. Wenn ich irgendwann die Möglichkeit hätte, würde ich schon dafür sorgen, dass sich mehr Frauen für E-Sport interessieren.

STANDARD: Haben es Frauen im E-Sport schwieriger?

Vukoja: Ich denke schon. Nach dem E-Bundesliga-Finale habe ich einige Nachrichten bekommen, dass viele von meiner Leistung überrascht waren. Ich habe dann geantwortet: "Was habt ihr erwartet? Dass ich alle Spiele verliere?" Und da haben sie dann gesagt, dass es eben das erste Mal ist, dass eine Frau dabei ist und so weiter. Ich habe dann betont, dass das spielerische Können nichts damit zu tun hat, ob man eine Frau oder ein Mann ist, weil es beim E-Sport wirklich nur um Geschicklichkeit und nicht um körperliche Attribute geht. Darum gibt es für mich keinen Unterschied zwischen Mann und Frau.

STANDARD: Haben Sie beim Online-Gaming oder Turnieren sexistische Erfahrungen gemacht?

Vukoja: Nein, damit war ich noch nie konfrontiert. Wenn ich online spiele, ist es allerdings unwahrscheinlich, dass meine Gegner mitbekommen, dass ich eine Frau bin, weil ich keinen frauentypischen Nicknamen verwende.

STANDARD: Haben Sie das mit Absicht gemacht?

Vukoja: Ich habe damals gar nicht daran gedacht. Ich habe einfach den Namen "miasanchampionss" gewählt und seither behalten.

STANDARD: Wie sehen Sie die Rahmenbedingungen im E-Sport in Österreich?

Vukoja: Ich finde es super, dass es die E-Bundesliga seit zwei Jahren gibt. Sonst gibt es in Österreich nämlich nicht so viel. Ich habe mich ja für den SCR Altach für das diesjährige Teamfinale qualifiziert und muss sagen, dass da von Altach leider nicht viel kommt. Die haben das als notwendiges Übel akzeptiert. Bei anderen Vereinen wie Red Bull Salzburg aber auch kleinen Teams wird das schon besser gemacht, die bringen sich viel mehr ein. Ich finde es auf jeden Fall wichtig, dass die österreichischen Vereine mitmachen, da wir ansonsten weiter hinter Deutschland zurückfallen.

STANDARD: Wo wird E-Sport in zehn Jahren stehen?

Vukoja: Schwer zu sagen. Es kann sein, dass der aktuelle Hype länger andauert oder es in fünf, sechs Jahren schon wieder ganz was anderes gibt. Momentan ist E-Sports ja extrem gefragt. Es wäre schon cool, wenn das so weitergeht und mehr wird. Wirklich sicher sagen kann ich das aber nicht – da müsste ich in die Zukunft schauen können. (Daniel Koller, 2.2.2019)