Der Pavillon 23 im Otto-Wagner-Spital.

Foto: Karin Berger / berger.wien@outlook.com

Wien – Eigentlich hätte Wiens einzige Psychiatrie für Häftlinge längst aus dem Otto-Wagner-Spital (OWS) abgesiedelt sein sollen. Zunächst hieß es, dass die forensische Akutpsychiatrie bis Ende 2017 geschlossen wird. Diese Frist wurde nach Gesprächen zwischen dem Justizministerium und dem Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) kurzfristig auf Ende 2018 verlängert. Die geplante Absiedlung wurde aber nach Informationen des STANDARD für einige Jahre auf Eis gelegt.

Die einzige Abteilung Wiens, die auf die Unterbringung und Behandlung von psychiatrisch akut erkrankten Untersuchungshäftlingen und Strafgefangenen spezialisiert ist, wird zumindest bis zum Jahr 2023 weiterhin in Pavillon 23 des OWS betrieben. Ein dementsprechender Vertrag sei aufrecht, bestätigte der KAV am Montag auf STANDARD-Anfrage. Laut Justizministerium werden weiterhin die Fälle für die forensische Akutpsychiatrie in den Pavillon 23 geschickt, "in dem zwölf Betten zur Verfügung stehen".

Spital wird bis 2023 zur Gänze abgesiedelt

Diese Entwicklung ist insofern spannend, weil nach Plänen der Stadt Wien das Otto-Wagner-Spital mit seinen denkmalgeschützten Pavillons in den kommenden Jahren zur Gänze abgesiedelt werden soll. Im Vorjahr wurde das Pflegezentrum des OWS geschlossen. Zwei psychiatrische Abteilungen des Spitals übersiedelten ebenfalls bereits im Vorjahr ins Krankenhaus Hietzing.

Die Forensik wäre als Nächstes auf der Liste gestanden. Bis Ende 2023 soll das gesamte Otto-Wagner-Spital in Wien-Penzing aufgelassen werden. Heuer stehen weitere Übersiedlungen von medizinischen Abteilungen in das neue Krankenhaus Nord an. Dass sich durch den neuen Vertrag zwischen Bund und KAV für die Forensik die Absiedlung des Otto-Wagner-Spitals insgesamt verzögert, weist ein Sprecher des Spitalsträgers zurück. "Das hat keine Auswirkungen."

Wohnungen statt Forensik

Konsequenzen hat die Entscheidung jedenfalls für die Gesiba. Der gemeinnützige Bauträger, zu 99,97 Prozent im Eigentum der Stadt Wien, hätte den Pavillon 23 laut Vertrag mit dem KAV bereits im Vorjahr bestandsfrei erhalten sollen. Die Gesiba will in dem Gebäude – nach einer umfangreichen Sanierung – Wohnungen sowie eine Wohngemeinschaft für auf Betreuung angewiesene Personen realisieren. Diese Pläne dürften sich um mindestens fünf Jahre verzögern.

Insgesamt will die Gesiba rund 60 bis 80 Wohnungen in fünf alten Pavillons errichten. Dazu kommen rund 160 Wohneinheiten in Neubauten auf dem Areal. Die ersten 65 neuen Wohnungen wurden im Herbst des Vorjahres übergeben. 17 der Pavillons sollen als Teil eines universitären Betriebs nachgenutzt werden: Die Central European University (CEU) will bereits im Wintersemester 2023/24 ihren Campus auf dem Otto-Wagner-Areal eröffnen. Rund 1200 Personen werden dann hier studieren. Laut Gesiba-Chef Ewald Kirschner könnten in fünf alten Pavillons auch Wohneinheiten für Studenten errichtet werden. Die Neubauwohnungen auf dem Areal seien Sozialwohnungen. (David Krutzler, 29.1.2019)