2016 erhielt Bickel dank seiner exzellenten Leistungen den Starting Grant des Europäischen Forschungsrates.

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Wenn im neuesten Avengers-Abenteuer Infinity War der Schurke Thanos sein Gesicht verzieht, ist dafür zum einen der Schauspieler Josh Brolin zuständig, der dem animierten Wesen seine Mimik leiht. Und zum anderen der Vorarlberger Bernd Bickel. Während Brolin von Filmpremiere zu Preisverleihung tingelt, ist Bickel nur den wenigsten Fans ein Begriff.

Wahrscheinlich kennen auch Sie seine Arbeit, ohne es zu wissen. Ob Fluch der Karibik oder Star Wars – einige von Hollywoods Blockbustern bauen auf das vom Vorarlberger mitentwickelte "Medusa Performance Capture System". Die Technik gehört zu den Motion-Capture-Verfahren und erlaubt eine besonders realitätsnahe und detailreiche digitale Nachbildung von Gesichtern in Bits und Pixeln.

Für diese Übertragung von menschlicher Mimik auf animierte Figuren werden der 36-Jährige und drei Kollegen am 9. Februar von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences mit einem "Technik-Oscar" prämiert.

Filme statt Kieferchirirugie

Geboren wurde Bickel 1982 in Feldkirch. Zum Studium ging er an die renommierte ETH Zürich. Schon im Master beschäftigte er sich mit der Modellierung von Gesichtern, wiewohl vorerst die Simulation von Operationen im Bereich Kiefer- und Gesichtschirurgie im Fokus stand. Seine Dissertation in Computerwissenschaften 2010 wurde mit der ETH-Medaille für hervorragende Dissertationen gewürdigt.

Im Jahr darauf heuerte Bickel 700 Meter weiter nördlich bei der Schweiz-Niederlassung des Unterhaltungsgiganten Disney an, wo er bis 2014 in der Abteilung Research für "die Wissenschaft hinter der Magie" sorgte, wie es im hauseigenen Slogan heißt. Damals entstand die Technologie, die ihm nun den – offiziell – "Technical Achievement Award" einbringt.

Vom Virtuellen zum 3D-Druck

Inzwischen fand das System Einsatz in über 20 großen Produktionen. Bickels liebste animierte Figuren sind die drei Blumenfeen in Maleficent, wo er und seine Kollegen ihre Technologie erstmals auf der großen Leinwand sehen konnten. Aus seiner Haut kann der Naturwissenschafter dabei nicht heraus: Er schaue sich die Filme natürlich gern an, sagt er, seine wahre Leidenschaft gelte jedoch den noch ungelösten Problemen in der zugrunde liegenden Computergrafik.

Seit vier Jahren ist Bickel Assistant Professor am Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg, wo er zu 3D-Druck forscht. Neuerdings als glücklicher Vater eines Sohnes. (Michael Wurmitzer, 28.1.2019)