The Independent (London): Die Generation Z rettet die Welt

Jedermann hat die Kunst der nüchternen Betrachtung perfektioniert. Jedermann drückt eifrig seinen eisernen Willen aus, die Welt zum Besseren zu wenden. Nur haben eben alle noch nicht wirklich herausbekommen, wie man das denn anstellen soll.

Und so habe ich mit einiger Erleichterung zumindest eine sensible Stimme zwischen all den "fat cats" im Schnee gehört. Der vielzitierte Erwachsene im Raum, er war in diesem Fall ein schwedischer Teenager. (...)

Thunberg, die am Freitag mit WEF-Gründer Klaus Schwab und der Chefin der Internationalen Währungsunion, Christine Lagarde, zusammengetroffen ist, ist tatsächlich mit gutem Beispiel vorangegangen. Während einige selbsternannte Klimakrieger mit Privatjets und Helikoptern eingeflogen sind, fuhr sie mit ihrem Vater 30 Stunden lang mit dem Zug in die Schweiz. Und obwohl sie zweifellos viele Angebote bekommen hat, ohne Bezahlung in Edelhotels zu übernachten, wählte sie bei minus zwölf Grad und niedriger ein Zeltlager im Schnee. "Ich will mit gutem Beispiel vorangehen", sagte sie dazu. (...)

Ob gerechtfertigt oder nicht, die Millennials haben sich den Ruf erworben, inkompetente Schneeflocken zu sein. Aber ich widerspreche allen, die Thunberg und die Generation Zler als ähnlich zahnlos darstellen wollen. Die 16-Jährige und ihre Altersgenossen haben am meisten zu verlieren, wenn die rücksichtslose Art, wie wir die Welt misshandeln, bestehen bleibt. Vielleicht wird es ihren Mut und jenen ihrer Zeitgenossen brauchen, um Wandel zu inspirieren. Das kann man jugendliche Ignoranz nennen, wenn man mag. Ich meine, es ist eine Notwendigkeit.

Die Botschaft im Gesicht: Systemwechsel, nicht Klimawechsel.
Foto: APA/AFP/FABRICE COFFRINI

Die Welt (Berlin): Das Greta-Prinzip

Scheitern ist, außer im Sport vielleicht, immer relativ. So gesehen lässt sich nicht genau sagen, ob sich die lange Zugfahrt Greta Thunbergs zum WEF in die Schweiz gelohnt hat. Wenn es der 16-Jährigen darum gegangen sein sollte, die in Davos versammelte globale Wirtschaftselite zu Klima-Konvertiten zu machen, dann ist sie sicher gescheitert. (...) Greta gab zu, dass "mich die wichtigsten Leute" in Davos "nicht gehört" hätten. Den Vertretern der Öl- und Gasbranche hätte sie gerne persönlich ihre "Verbrechen gegen die Menschheit" erklärt, doch die hat Greta nicht mehr vorgefunden.

Man braucht keine seherischen Fähigkeiten, um vorherzusagen, dass die zehnte Pressekonferenz dieser Art kaum noch frequentiert werden wird. Greta wird eine neue Message brauchen, sonst ist der Hype in nicht allzu ferner Zukunft wieder vorbei. (29.1.2019)