Qualität und Leichtigkeit: Martin Grubinger und Yuja Wang.

Foto: Konzerthaus

Sie repräsentieren den frischesten Typus des Klassikstars: Martin Grubinger, er hat die perkussive Kunst popularisiert, vermittelt komplexeste Werke mit lächelnder Leichtigkeit. Auch nützt er die Gelegenheit, mit Showelementen zu betören, ohne dabei Qualitätsabstriche zuzulassen.

Yuja Wang wiederum, vor Jahren durch ein Einspringen für Klavierkollegin Martha Argerich bekannt geworden, ist eine Virtuosin, die bei Spiel und Selbstpräsentation auf juvenile Eleganz wert legt. Gerne zu jeder Jahreszeit sommerlich gewandet, verziert sie ihre tatsächlich vorhandene Könnerschaft quasi mit poppiger Aura. Die gestylte Dame, die heuer Porträtkünstlerin des Wiener Konzerthauses ist, hat konsequenterweise statt Notenblätter ein Tablet auf dem Flügel stehen.

All-Star-Show

Wenn Grubinger und sein Percussiv Planet Ensemble auf Wang treffen, ergibt das zwar eine Art All-Star-Show, sicher jedoch keine mit Oberflächencharme. Béla Bartóks Sonate BB 115 für zwei Klaviere und Schlagzeug (ein Klavierpart wurde auf Marimbafon übertragen) ist ein echter Brocken, rhythmisch drängend und prall gefüllt mit heiklen Wendungen. In diesem Arrangement ergibt sich zwar eine klangliche Schlagseite Richtung Percussion, was Wang unscheinbar erscheinen lässt. Die Intensität jedoch stimmt insgesamt. Und dass selbige auch von Wang herrührt, ist später zu hören.

Ob Ligetis Der Zauberlehrling Étude Nr. 10 oder Nikolai Kapustins Variationen op. 41 – die Chinesin schwebt nuanciert und druckvoll durch die Werke. Auffällig Kapustins Variationen: Sie sind eine kompositorisch eingefangene Improvisation, deren endlose Linien swingende Gaben erfordern. Und siehe da, Wang verfügt über nötigen Drive und jene spezielle Phrasierungskunst, die Jazzstrukturen Leben einhaucht. Das lässt auf noch ganz andere Duoabend mit Yuja Wang hoffen. (tos, 29.1.2019)