Ob John Bercow, seines Zeichens Sprecher des britischen Unterhauses, seine "right honourable friends" auf den Abgeordnetenbänken wieder mittels seines sonoren Basses zur "order" wird rufen müssen, ist noch unklar.

Fest steht aber, dass dem Konservativen und Brexit-Gegner am Dienstagnachmittag eine Schlüsselrolle in der Posse rund um den zuletzt zurückgewiesenen EU-Austrittsplan von Premierministerin Theresa May zukommen wird. Ist es doch Bercow, der darüber entscheidet, welche der mehr als ein Dutzend Abänderungsanträge ("amendments") aufs Tapet gebracht werden. Dabei geht es um Vorschläge, worauf May bei möglichen Nachverhandlungen mit der EU achten soll.

Im Folgenden eine Übersicht der wichtigsten Anträge, die auf die Herren und Damen MP zukommen könnten:

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Änderungsantrag B

Dieser Antrag wurde von 103 der 650 Abgeordneten unterzeichnet und von der Labour-Abgeordneten Yvette Cooper (im Bild) eingebracht. Er sieht vor, dass die Hoheit über den Brexit von der Regierung zum Parlament wandert. Bringt May bis zum 26. Februar kein Ja zu ihrem Brexit-Plan zustande, würde das Parlament über eine Verschiebung des EU-Austritts auf 31. Dezember abstimmen, um einen Chaos-Brexit zu verhindern.

Foto: Jeff Overs/BBC/Handout via REUTERS

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Änderungsantrag N

Der konservative Hinterbänkler Graham Brady, der dem einflussreichen 1922-Komitee vorsteht, hat diesen Vorschlag eingebracht. Er sieht vor, den so heftig umstrittenen Backstop für Nordirland durch nicht näher definierte "alternative Regelungen" zu ersetzen, die ihrerseits eine harte Grenze auf der irischen Insel verhindern sollen. Brady sagt, dass das Parlament für Mays Deal stimmen würde, wenn diese Anpassung durchgeht.

Foto: REUTERS/Phil Noble

Änderungsantrag G

Dominic Grieve, ebenfalls ein Parteifreund von May, hat diesen Vorschlag eingebracht und fordert, dass an jeweils einem Tag in der Woche während der Monate Februar und März das Parlament eigenständig Brexit-Debatten führen kann. Diese seien zwar für die Regierung nicht bindend, realpolitisch aber schwer zu ignorieren.

Foto: AFP PHOTO / PRU AND AFP PHOTO

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Änderungsantrag A

Der offizielle Vorschlag von Labour-Chef Jeremy Corbyn sieht vor, dass das Parlament Ideen ausarbeitet, wie ein Chaos-Brexit zu verhindern ist. Dazu zählen auch die Optionen Verbleib in der Zollunion und zweites Referendum.

Foto: REUTERS/Simon Dawson/File Photo

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Änderungsantrag H

Dieser Antrag ist ein Unikum: Er wurde nicht von einem einzelnen Parlamentarier eingebracht, sondern von Abgeordneten verschiedener Oppositionsparteien. Sie fordern darin die Einsetzung eines "Bürgerforums", das, 250 Köpfe zählend, mögliche Wege erkunden soll, wie der Brexit vonstattengehen könnte. (Florian Niederndorfer, 29.1.2019)

Liveticker: Neuer Anlauf Theresa Mays aus der Brexit-Krise

Foto: Reuters TV via REUTERS