Das Frühstück wird häufig als die wichtigste Mahlzeit am Tag gesehen. Das trifft aber nicht auf jeden zu.

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Mit dem Frühstück ist das so eine Sache. Manche kriegen vor 12 Uhr keinen Bissen runter, andere wiederum schwören auf den Energieschub am Morgen. Ob Butterbrot, Gemüse, Käse, Ei und Kaffee die wichtigste Mahlzeit sind, ist wissenschaftlich nicht geklärt. Es gibt dazu zwar mehrere Studien, doch kommen sie zu jeweils unterschiedlichen Ergebnissen. "Die Frage nach der wichtigsten Mahlzeit des Tages ist reine Glaubenssache", lautet das Fazit des deutschen Ernährungswissenschafters Uwe Knop.

Der Grund: In den meisten Fällen handelt es sich um retrospektive Beobachtungsstudien. Bereits im Jahr 2013 formulierte John Ioannidis, Gesundheitswissenschafter an der Stanford University, im "British Medical Journal": "Viele Studienergebnisse sind völlig unglaubwürdig. Fast jeder erdenkliche Nährstoff ist mit fast jedem Ergebnis verknüpft worden. Auch eine weitere Million Beobachtungs- oder kleine Interventionsstudien werden keine endgültigen Lösungen liefern."

So kamen mehrere Beobachtungsstudien zu dem Schluss, dass ein regelmäßiges Frühstück mit einem geringeren Body-Mass-Index (BMI) korreliert. Zumindest in wohlhabenden Industrieländern. Deshalb propagierten manche Forscher die morgendliche Energiezufuhr als Strategie gegen Gewichtszunahme. Die These dahinter ist relativ banal: Wer bereits in der Früh etwas isst, wird weniger schnell wieder hungrig.

Nur geringe Effekte

Australische Wissenschafter der Monash University in Melbourne haben nun sämtliche randomisiert-kontrollierten Studien, die zwischen 1990 und 2018 zu diesem Thema erschienen sind, einer Metaanalyse unterzogen. Das Ergebnis: Es dürfte eher das Gegenteil der Fall sein. Wer die scheinbar wichtigste Mahlzeit des Tages auslässt, hat im Lauf des Tages auch nicht mehr Appetit. Wer hingegen frühstückt, nimmt eher zu, so die Konklusio der Autoren.

Für die Metaanalyse wurden 13 randomisiert-kontrollierte Studien – vor allem aus den USA und Großbritannien – der vergangenen 28 Jahre ausgewertet. Konkret wurden die Unterschiede in der Kalorienaufnahme oder des Körpergewichts von frühstückenden Menschen im Vergleich zu morgendlichen Nahrungsmuffeln untersucht. Die Probanden wurden dazu zwischen 24 Stunden und 16 Wochen beobachtet.

Im Schnitt nahm die Gruppe ohne Frühstück täglich 260 Kilokalorien weniger zu sich als die Vergleichsgruppe. Der Unterschied im Körpergewicht lag bei knapp einem halben Kilo. Demnach ist das Auslassen der morgendlichen Nahrungsaufnahme nicht mit einem höheren Körpergewicht assoziiert. Wer auf das Frühstück verzichtet, hat am Nachmittag auch keinen größeren Appetit, schreiben die Studienautoren.

Jeder, wie er will

Die Forscher betonen allerdings, dass die Ergebnisse aufgrund der unterschiedlichen Qualität der eingeschlossenen Studien mit Vorsicht zu interpretieren seien. "Die derzeitige Studienlage legt jedoch nahe, dass Erwachsenen das Frühstück nicht als Strategie zum Abnehmen empfohlen werden kann."

Der Epidemiologe Tim Spector vom King's College London schreibt in einem Kommentar zur Metaanalyse, dass die Menschen unterschiedliche Ernährungsvorlieben haben. Sie sollten jene wählen, "die zu ihrem individuellen Stoffwechsel passt". Das Prinzip "one size fits all" sei überholt, ebenso allgemeingültige Richtlinien zur Ernährung. "Die sind kontraproduktiv", resümiert der Experte. (gueb, 31.1.2019)