Die Umstände in Hallstatt sind teilweise widrig, doch man hat gelernt, gut damit zu leben.

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Platz ist in Hallstatt Mangelware. Das zeigt sich auch im Umgang mit dem Tod. Im Beinhaus stapeln sich tausende kunstvoll bemalte Totenschädel. Nach zehn Jahren Friedhofsruhe wandern die Gebeine in den Karner. Hat man schon für die Lebenden zu wenig Platz, muss man eben bei den Toten kreativ sein.

Die Umstände am Fuße des Salzbergs sind teilweise widrig, doch man hat gelernt, gut damit zu leben. Die wahre Bedrohung kommt hingegen von außen: Der Tourismus sorgt in dem kleinen Ort seit Jahren für eine süß-saure Stimmung. Einerseits schwappt mit den Massen auch ordentlich Geld herein, andererseits bleibt kaum noch ein Fleckerl Privatsphäre. Viele verlassen im Sommer ihre Häuser und ziehen sich in Zweitwohnsitze zurück.

Es war daher höchst an der Zeit, sich endlich wieder des eigentlich tief im Salzkammergut-Wesen verankerten Rebellentums zu besinnen und nach Jahren in touristischer Demut kräftig mit dem Gamsbart zu wedeln.

Viel zu lange hat man versucht, an die Vernunft der Besucher zu appellieren. Doch wer Einheimischen mit der Kameradrohne fast bis aufs Häusl folgt, dem ist auf Vernunftebene nicht beizukommen. Man wird auch mit Zugangsbeschränkungen den Touristen nicht mehr Respekt abringen können. Doch schrumpft die Freizeithorde, verbessert sich das Lebensgefühl. Und man setzt ein deutliches Signal: Ein Weltkulturerbe-Ort ist kein Kasperltheater. (Markus Rohrhofer, 29.1.2019)