Brüssel – "Das Ganze klingt vielversprechend; letztlich kommt es aber auf die konkreten Inhalte an", sagt Johann Wahlmüller, Klimasprecher der Umweltorganisation Global 2000, dem STANDARD. Er bezieht sich auf ein Interview, das Frans Timmermans am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur gegeben hat. Darin kündigt der Vizepräsident der EU-Kommission für heute, Mittwoch, Vorschläge für ein neues Wirtschaftsmodell an.

Die Vorschläge leiten sich von den Nachhaltigkeitszielen her, die von den Vereinten Nationen (United Nations, UN) im September 2015 vereinbart wurden. Damals haben sich alle 193 UN-Mitgliedsstaaten verpflichtet, auf die Umsetzung der Agenda 2030 mit ihren 17 nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals, SDG) auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene hinzuarbeiten.

Globaler Konsens

Über die Ziele habe es einen globalen Konsens gegeben, erinnerte der Niederländer Timmermans. Die EU-Kommission sei die erste Institution weltweit, die sie jetzt in konkrete Politik umsetze. "Europa ist besonders geeignet, eine Führungsrolle in der Welt einzunehmen", sagte Timmermans, der auch Spitzenkandidat der sozialdemokratischen Fraktion bei den anstehenden Wahlen zum EU-Parlament ist. "Es ist zweifellos auch das Bemühen, die multilaterale internationale Ordnung am Leben zu erhalten."

In Kraft getreten sind die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN im Jänner 2016. Sie reichen von der Beendigung von Armut und Hunger, sauberem Wasser für jeden über preiswerte und saubere Energie, gute Arbeitsplätze, Gleichstellung von Mann und Frau bis hin zum Klimaschutz. Der Zeitrahmen reicht bis 2030.

Müll vermeiden

In dem Strategiepapier, das die EU-Kommission heute, Mittwoch, detailliert vorstellen will, soll es zum Beispiel darum gehen, wie Müll völlig vermieden, sprich wie jede Art von Abfall wiederverwendet werden kann. Zudem soll die Nahrungsproduktion so geändert werden, dass die Ernährung aller Menschen gesichert wird.

Darüber hinaus will die EU-Kommission Vorschläge präsentieren, wie das Energie- und Transportwesen sowie das Heizen von Gebäuden konsequent nachhaltig ausgerichtet werden können und sollen. Besonders bemühen werde man sich, alles so zu organisieren, dass selbst Menschen mit kleinem Einkommen nicht überfordert werden. "Die soziale Frage ist für mich zentral", sagte Timmermans der Deutschen Presse-Agentur.

Das Ziel der Nachhaltigkeit wird seit Jahrzehnten diskutiert. Es bedeutet, maximal so viele natürliche Ressourcen zu nutzen, dass die Erde auf Dauer bewohnbar bleibt. Künftige Generationen sollen den gleichen Wohlstand erreichen können wie heutige.

Für Wahlmüller von Global 2000 ist die Nagelprobe, ob die Vorschläge gut oder weniger gut sind, ob sie über die Klima- und Energiestrategie oder die EU-Plastikrichtlinie hinausgehen. (stro, 30.1.2019)