Der Pavian gehört nicht zu unseren engsten Verwandten unter den Primaten – und doch bietet er sich für einige Vergleiche an
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Wien – Außer dem Menschen ist in Afrika kein Primat so weit verbreitet wie der Pavian: Er hat nahezu den gesamten Kontinent besiedelt und ist auch auf der Arabischen Halbinsel heimisch. Im Zuge seiner Ausbreitung begann sich der Pavian vor rund 1,5 Millionen Jahren in sechs Untergruppen aufzufächern, die sich körperlich zum Teil stark unterscheiden.

Umstritten ist unter Zoologen nur der Umstand, ob es sich dabei um Unterarten einer einzigen Spezies – also des Pavians – handelt oder ob sie den Rang eigenständiger Arten haben. Eines der klassischen Abgrenzungsmerkmale hilft dabei nicht so recht weiter: Es kommt nämlich immer wieder zu Paarungen über die (Unter-)Artengrenze und zu Hybridisierungen.

Genom-Analyse

Ein internationales Team mit Beteiligung von Carolin Kosiol und Dominik Schrempf vom Institut für Populationsgenetik der Veterinärmedizinischen Uni verglich ausgehend vom Erbgut der am weitesten verbreiteten Art, des Anubispavians (Papio anubis), die DNA aller Unterarten miteinander. Dabei wurde klar, dass es sowohl in entfernterer als auch in jüngerer Vergangenheit immer wieder Hybridisierung gegeben hat.

Obwohl es ein gewisses Maß an genetischer Inkompatibilität zwischen verschiedenen Arten gebe, fanden die Forscher keine wesentlichen Einschränkungen für die Reproduktion über die Unterart-Grenzen hinweg. Sogar deutliche Unterschiede in der Lebensweise und in den Sozialsystemen stellen demnach kein Hemmnis dar. So leben unter den Anubispavianen sowohl Weibchen als auch Männchen polygam. Beim Mantelpavian (Papio hamadryas) hingegen sehen die Verhältnisse ganz anders aus: Hier dominieren Harem-ähnliche Strukturen mit einem Männchen und mehreren Weibchen. Trotz dieser fundamentalen Unterschiede identifizierte das Forschungsteam Fälle von Hybridisierung in der freien Wildbahn.

Paviane und Menschen

Früher dachte man, dass sich unterschiedliche Populationen nur durch Isolation zu unterscheidbaren Unterarten und schließlich eigenständigen Arten entwickeln können. Die Paviane zeigen hingegen, dass sich Unterschiede bilden können und auch bestehen bleiben, obwohl es immer wieder zu Genfluss zwischen den Gruppen kommt.

Interessant ist dies nicht zuletzt mit Blick auf die Geschichte unserer eigenen Spezies: Zu Vermischungen des Homo sapiens mit seinen engsten Verwandten – etwa dem Neandertaler oder dem Denisova-Menschen – hat es gegeben, wie Genomanalysen belegen. Während man den Genfluss in diesem Fall aber nur mühsam rekonstruieren kann, so weit es sich eben machen lässt, kann man bei Pavianen die Vermischung von Unterarten gleichsam in Echtzeit studieren. (red, APA, 31. 1. 2019)