Erneut Dutzende Haftbefehle in der Türkei ausgestellt

Politische Bewegungen/Menschenrechte/Türkei/Zusammenfassung – Vor allem Militärs – Vorgehen gegen Gülen-Anhänger

Ankara – Türkische Staatsanwälte haben erneut Dutzende angebliche Terrorverdächtige zur Fahndung ausgeschrieben. Insgesamt ließen sie seit Mittwoch nach weiteren 73 Menschen suchen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Ihnen würden Verbindungen zur Bewegung um den islamischen Prediger Fethullah Gülen vorgeworfen, der für den Putschversuch von 2016 verantwortlich gemacht wird.

Wieder handelt es sich bei den Gesuchten vorwiegend um Angehörige des Militärs. Unter ihnen seien 46 Helikopterpiloten, berichtete Anadolu weiter. Seit dem Putschversuch sucht die türkische Regierung besonders in Militär, Polizei und Gendarmerie nach angeblichen Putsch-Mitverschwörern und Gülen-Anhänger.

Massenfestnahmen

Auch mehr als zweieinhalb Jahre nach dem Umsturzversuch gibt es noch jede Woche Festnahmen. Allein am Dienstag hatten Behörden in acht Provinzen rund 150 neue Fahndungsbefehle erstellt. Zählt man entsprechende Anadolu-Berichte zusammen, waren allein in der vergangenen Woche rund 200 Menschen in Gewahrsam genommen worden.

Im ganzen vergangenen Jahr landeten einem Bericht des Innenministeriums zufolge rund 52.000 Menschen wegen angeblicher Gülen-Verbindungen kurz- oder längerfristig hinter Gittern.

Gleichzeitig setzt die Regierung die Suche nach Verdächtigen auch im Ausland fort. Unter anderem wirbt sie aktiv für die Abschiebung. Wie die Anadolu am Mittwoch ebenfalls berichtete, hat Aserbaidschan einen Mann "ausgewiesen" und in Begleitung von zwei Polizeibeamten nach Istanbul geflogen. Dort wurde er festgenommen. Ein weiterer angeblicher Gülen-Anhänger, der in Nigeria lebt und dort für das Netzwerk der Bewegung mitverantwortlich sein soll, wurde am Flughafen in Ankara in Gewahrsam genommen. Der genaue Zeitpunkt der Festnahmen geht aus dem Bericht nicht hervor. (APA, 30.1.2019)