Claudia Kottal, Constanze Passin und Anna Kramer (v. li.) brillieren als Frauen in Nöten.

Foto: Bettina Frenzel

Frauen, die sich darüber definieren, ob ein Ehering an ihrem Finger steckt. Denen die Mutter als nie zufriedene Kritikerin im Kopf sitzt. Frauen, die als Mädchen zu dick waren und jetzt kaum noch essen. Frauen, die Anhängsel von Mann und Kindern sind. Und Frauen, die in Meetings nicht ernst genommen werden, weil sie Frauen sind – Regisseurin und Autorin Amina Gusner lässt sie in Jetzt müssen wir auf morgen warten im Wiener Kosmos Theater zu Wort kommen.

Ein paar Stühle stehen dazu verloren auf der leeren Bühne (Inken Gusner). Weil die Frauen sich verloren fühlen und zwischen allen Stühlen sitzen, das leuchtet ein. Wangenküsse gibt es bei Claudia Kottal, Anna Kramer und Constanze Passin zum Einstand reichlich. Die Suche nach Nähe führt sie notwendigerweise zueinander, denn die pubertierenden Töchter wollen nicht mehr kuscheln, der Mann kommt nie nüchtern heim...

Glänzende Darstellerinnen

Sex, Beruf, Familie, Selbstwert: Gusner speist in dem selbst verfassten Text die Nöte aus eigenen Erfahrungen. So witzig und sensibel und berechtigt diese feministische Dröhnung ist, die eineinhalb Stunden glänzen stärker dank der Darstellerinnen. Wenn Kramer berichtet, wie ihr Freund ihr statt des erhofften Rings wieder nur eine Kette schenkt, gerät sie unter Beiziehung von Händen und Füßen ins Schimpfen, dass es eine Freude ist, zuzuschauen. "Was ist falsch mit mir?" Nun ja, sie nörgelt viel. Und Männer mögen es doch, wenn Frauen lächeln.

Geschenkt, dass manches nach Klischee schmeckt. Man merkt, wie Gusner möglichst viel in den Abend packen wollte. Das führt zu Holzschnitthaftigkeit. Die Inszenierung unterhält, von den ausdrucksstarken Gesichtern kriegt man kaum genug. Musikerin Clara Luzia spielt übrigens vom Bühnenrand Songs. Ein weiterer Pluspunkt. (Michael Wurmitzer, 30.1.2019)