Erst Ende letzten Jahres beschmierten Unbekannte ein Schild am Eingang zum jüdischen Friedhof in Linz.

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Der offene Brief, in dem 91 Prominente wie Elfriede Jelinek, Christian Konrad und Josef Hader von Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) eine "wirksame Bekämpfung des Rechtsextremismus" fordern – DER STANDARD berichtete –, schlägt international Wellen. Am Mittwoch reagierten Überlebendenverbände wie das Mauthausen-Komitee Deutschland, das Stelzer aufruft, "Courage und klare Kante gegen rechte, antisemitische und rassistische Hetze" zu zeigen.

Auch der Verein der ehemaligen russischen Mauthausen-Häftlinge schrieb Stelzer einen Brief, in dem man sich "besorgt über die Situation in Oberösterreich" und die Beziehung zu "extremistischen, neofaschistischen und nazistischen Gruppen" zeigt und eine strengere Ahndung von Gesetzesbrüchen fordert.

Deutliche Worte aus Frankreich

Der Vertreter der französischen Mauthausen-Überlebenden, der Präsident von L'Amicale française de Mauthausen, Daniel Simon, findet besonders klare Worte. Er erinnert daran, dass die Verbundenheit zwischen Frankreich und Österreich nach 1945 darauf fuße, dass man Wachsamkeit gegenüber der Wiederbelebung der tragischen Vergangenheit Österreichs übe.

Simon kritisiert das Klima in Oberösterreich, das rechtsextreme Gruppen, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus wachsen lasse, und erinnert in seinem Brief auch an die martialische Störaktion in der Gedenkstätte Ebensee 2009 während des Besuchs einer französischen Gruppe. Simon war damals selbst unter den Gästen, als Vermummte mit Waffenattrappen in einem Stollen auftauchten. Auch der KZ-Verband Oberösterreich, die Grünen, die SPÖ und die KPÖ schlossen sich den Forderungen des offenen Briefs an.

Rektor sagt Teilnahme an Burschenbundball ab

In dem Brief wird auch kritisiert, dass Stelzer stets den Ehrenschutz für den Burschenbundball in Linz übernehme. Meinhard Lukas, Rektor der Linzer Kepler-Universität, sagte am Mittwoch seine Teilnahme an dem Ball am 2. Februar ab. Die Rektoren der Linzer Kunstuniversität und der Anton-Bruckner-Privatuniversität, Reinhard Kannonier und Ursula Brandstätter, unterschrieben den offenen Brief. Der Ball findet auch heuer im Palais Kaufmännischer Verein und nicht, wie irrtümlicherweise berichtet, in den Redoutensälen statt.

Stelzer reagierte per Aussendung defensiv. Er lasse nicht zu, "dass Oberösterreich und seine Menschen in ein rechtes Eck gestellt werden". Immerhin habe man 1995 "den Gedenkort Schloss Hartheim ins Leben gerufen", so der Landeschef, dessen Land im Verfassungsschutzbericht erneut auf Platz eins bei rechtsextremen Straftaten steht. Er versichere, dass Landesregierung, Sicherheitsbehörden und er "ganz persönlich den Kampf gegen Extremismus sehr ernst" nähmen. (Colette M. Schmidt, 30.1.2019)