Lebensmittelketten zählten im Vorjahr zu den Gewinnern des Handels.

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Die Debatte um den Karfreitag erhitzt im Handel die Gemüter. Als zusätzlicher Feiertag für alle würde der Freitag vor Ostern die Geschäftstreibenden gut 80 Millionen Euro kosten, rechnet Peter Buchmüller, Handelsobmann der Wirtschaftskammer, vor. "Es muss hier Lösungen geben, die uns nicht belasten und die rechtskonform sind."

Arbeitsgruppen suchten bereits Varianten, die für keinen nachteilig seien. Ihm selbst schwebe auch eine vor – er halte sich mit Details dazu aber noch zurück, sagt Buchmüller. Rainer Will, Chef des Handelsverbands, legt derweil einen Vorschlag auf den Tisch, den der Handel aus seiner Sicht mitträgt.

Konkret soll es weder einen zusätzlichen allgemeinen Feiertag, noch einen weiteren Urlaubstag für alle geben. Stattdessen sollte ein Urlaubstag mit dem Rechtsanspruch auf Urlaub an bestimmten religiösen Festivitäten kombiniert werden. Somit könnten sich Arbeitnehmer diesen Tag freinehmen, die dies aus religiösen Gründen möchten. Für alle anderen würde sich nichts ändern. Generell gehören Urlaubstage ja zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer einvernehmlich vereinbart.

Trend der Zeit

Zweite Baustelle in der Branche ist die von der Regierung geplante strengere Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel. Buchmüller hat kein Problem damit, wie er betont – auch wenn er die Notwendigkeit eines neuen Gesetzes dafür infrage stellt. Dass Konsumenten wissen wollen, woher die Ware kommt, entspreche dem Trend der Zeit. "Wir sind hier gesprächsbereit und offen."

Will schlägt als Sprachrohr für Rewe, Spar, Hofer und Lidl in dieselbe Kerbe. Viele österreichische Händler seien hier bereits in Vorleistung gegangen, sagt er. Es gebe daher keine Vorbehalte gegen die geforderte Herkunftskennzeichnung der Primärzutat bei Produkten mit Fleisch, Ei und Milch. Anders als Buchmüller fordert Will diese jedoch auch von Österreichs Großküchen ein. Derzeit gebe es in der Gemeinschaftsverpflegung nämlich kaum Transparenz. Täglich landeten allein in der Gastronomie bis zu 1,8 Millionen Käfigeier aus Ländern wie der Ukraine.

Die Lebensmittelindustrie will derweil faire Spielregeln für alle in der EU. Die geplante Regelung bürde österreichischen Produzenten einen Rucksack an Kosten und Bürokratie auf, warnt Katharina Koßdorff, Chefin des Verbands der Lebensmittelindustrie. Es sei eine Insellösung, die weit über die EU-Vorgaben hinausschieße.

"Keine Selbstversorger"

Österreich lege sich Fesseln an, von denen internationale Anbieter profitierten, sagt Koßdorff. Sie erinnert an den Zwang, ständig Etiketten ändern zu müssen, sobald sich die Herkunft eines Rohstoffes ändere. Um die Versorgung aufrecht zu erhalten, seien Zukäufe aus dem Ausland unabdingbar. Denn Österreich könne sich nach wie vor in vielen Bereichen nicht selbst versorgen. Statt strengerer Herkunftskennzeichnung rät Koßdorff zum Ausbau freiwilliger Systeme. Bei von der EU geschützten Herkunftsbezeichnungen wie der Wachauer Marille sei Österreich mit lediglich 16 solcher Lebensmittel in Europa Schlusslicht.

Den Lebensmittelketten schaden Debatten wie diese jedenfalls nicht. Sie zählten im Vorjahr bereits zum vierten Mal in Folge zu den Gewinnern des Handels. Neben einem gut gefüllten Magen waren den Österreichern Gesundheit und ein sicheres Dach überm Kopf wichtig. Entsprechend konnten sich auch Bau- und Heimwerkermärkte wie Sporthändler mit teils kräftigen Umsatzzuwächsen einen Platz an der Sonne sichern.

Schuhhandel mit Absatzproblemen

Am untersten Ende der Statistik der KMU Forschung fand sich die Schuhbranche wieder. Auch der Elektrohandel schwächelte. Zwar legten seine Verkaufsmengen erheblich zu, die Preise hingegen rasselten in den Keller. Ein hartes Pflaster war der Markt auch für Textil- und Spielwarenhändler.

Unterm Strich verbuchte Österreichs Einzelhandel 2018 nach einer steten Berg- und Talfahrt ein reales Umsatzminus von 0,5 Prozent. Ohne Inflation gerechnet erhöhte sich der Absatz um 700 Millionen auf knapp 72 Milliarden Euro. Die Zahl der Beschäftigten im Einzelhandel nahm um ein Prozent leicht auf 335.300 Mitarbeiter zu. Rund die Hälfte davon arbeitet Teilzeit.

Erstmals seit gut zehn Jahren erhöhte sich auch die Zahl der Lehrlinge. Einzel-, Groß- und Kfz-Handel nahmen in Summe um 4,6 Prozent mehr Lehranfänger auf. Buchmüller führt dies unter anderem auf die höhere Lehrlingsentschädigung zurück. (Verena Kainrath, 31.1.2019)