Ein Leben lang im Stahlgeschäft: Ex-Chef Franz Struzl.

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Der frühere Vorstandsvorsitzende der Voestalpine und RHI, Franz Struzl, ist am 28. Jänner im Alter von 76 Jahren nach schwerer Krankheit im Krankenhaus Linz verstorben. Das teilte der Feuerfesthersteller RHI am Mittwoch mit.

RHI war die letzte berufliche Station des zeitlebens im Stahl- und Rohstoffgeschäft tätigen, studierten Betriebswirtes aus dem steirischen Kindberg. Zu dem von Investor Martin Schlaff kontrollierten und 2017 mit der brasilianischen Magnesita verschmolzenen Feuerfesthersteller war Struzl quasi durch Zufall gekommen. Bei der Voestalpine, für die er die neu gekaufte Edelstahltochter Villares Metals in Brasilien umstrukturiert und aufpoliert hatte, war Struzl mit 68 Jahren im Jahr 2010 in Pension gegangen. Im Jahr darauf brachte ihn Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) mit Schlaff zusammen, der nach mehreren Vorstandswechseln an der RHI-Spitze dringend einen mit Stahl- und Hochofengeschäft vertrauten Manager suchte.

An der RHI-Spitze war Struzl wieder voll in seinem Element und maßgeblich an den Fusionsverhandlungen mit Magnesita beteiligt, wie RHI betonte. Begeistert hat ihn der Zusammenschluss zu einem Konzern mit Sitz in Amsterdam samt Börsennotierung in London nicht. Finalisieren mussten den Deal seine Nachfolger, denn Struzl erlitt einen Lungeninfarkt und musste, damals 73-jährig, aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten.

Sanieren und Kostensenken

Abgesehen von den Jahren an der RHI-Spitze verbrachte der in zweiter Ehe verheiratete Vater zweier erwachsener und zweier schulpflichtiger Kinder sein ganzes Berufsleben in der Voestalpine. In Wiener Neustadt geborgen und im steirischen Kindberg aufgewachsen, trat er nach dem Studium an der Hochschule für Welthandel in den damals notorisch defizitären steirischen Teil der Voest-Alpine ein und arbeitete sich zum Geschäftsführer von Donawitz hoch. Als die "Verstaatlichte" Anfang der 1990er-Jahre krachte und in VA Stahl, Böhler-Uddeholm, VA Tech sowie viele andere Betriebe filetiert wurde, wusste Struzl, was Sanieren und Kostensenken heißt. Gemeinsam mit dem späteren Voestalpine-Chef Peter Strahammer musste er zeigen, dass das Sorgenkind Langprodukte-Werk in Donawitz lebensfähig ist. Von 12.000 Arbeitsplätzen blieben nach Noricum-Skandal und Voest-Alpine-Pleite nur 3500. Die heikle Transformation gelang, statt Massenstahl für die Baubranche wurden hochwertige Weichen, Schienen und Drähte gebaut, sagen Weggefährten mit Anerkennung.

Als der zum Voest-Chef aufgestiegene Strahammer 2001 beim Bergsteigen verunglückte, kam an der Spitze der börsennotierten Voestalpine nicht dessen "rechte Hand", Wolfgang Eder, zum Zug, sondern Franz Struzl. Er stolperte allerdings zwei Jahre später über Insiderhandel mit Aktien des Weichenherstellers VAE (den die Voest zur Gänze übernommen hatte) – und landete am Ende wieder bei der Voest. Denn der begeisterte Bergsteiger heuerte als Chef bei Villares in Brasilien an, einer Tochter des Edelstahlkonzerns Böhler-Uddeholm, der 2007 von der Voest übernommen wurde. (Luise Ungerboeck, 31.1.2019)