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Olivenöl wird vor allem von jungen Spaniern nicht mehr so geschätzt wir früher. Die Jugend kocht weniger mediterran, die ältere Bevölkerung greift verstärkt zu billigeren Ölsorten. Das bringt Hersteller unter Druck.

AP

Die Spanier greifen immer seltener zum Olivenöl. Der Konsum ist zwischen 2008 und 2018 um knapp ein Fünftel von 425 auf 342 Millionen Liter gesunken, zeigen Daten des Landwirtschaftsministeriums. Experten sehen dafür mannigfaltige Gründe. So schmecke der jungen Generation die mediterrane Küche, die zum Weltkulturerbe der Unesco zählt, immer weniger, sagt Mariano Íñigo, Ökonom an der EAE Business School und Autor einer aktuellen Studie zum Olivenölmarkt.

Hinzu kommt, dass Olivenöl kein günstiges Pflanzenöl ist. Kaltgepresstes Virgen-Extra-Öl kostet vier bis fünf Euro pro Liter (2008: 2,5 Euro). Zum konstanten Preisanstieg des "grünen Goldes", das Spanien und hier vor allem Andalusien (und die "Olivenkammer"-Provinz Jaén) als Weltmarktführer herstellt, gesellen sich mehrere schlechtere Ernten und stark wachsende Exporte. In den USA hat sich der Olivenölkonsum innerhalb eines Vierteljahrhunderts verdreifacht (2017: 300.000 Tonnen), in Deutschland (64.000) und England (61.000) gar verfünffacht. Auch China, Japan und Russland gewinnen als Absatzmärkte an Bedeutung.

Sparen beim Essen

Die Wirtschaftskrise hat die Spanier gezwungen, bei Lebensmitteln zu sparen. Sie kauften günstigere Alternativen wie Raps- oder Sonnenblumenöl oder minderwertige raffinierte Olivenöle, denen ein Teil Virgen Extra beigemischt wird. Doch selbst nach der weitgehenden Überwindung der Krise zeichnet sich keine Trendumkehr ab. "Wir Spanier sind sehr sensibel, was Preissteigerungen betrifft", sagt der Olivenölexperte und Marketingprofessor Manuel Parras aus Jaén. Der Preis sei für ein Viertel der Andalusier entscheidend. Mehr als 45 Prozent kauften Olivenöl bekannter Marken fast ausschließlich bei Rabattaktionen.

Die jüngste landesweite Umfrage des Gesundheitsministeriums zu den Essgewohnheiten (2018) belegt die Generationenkluft. 18- bis 39-Jährige nehmen demnach täglich 13,9 Gramm Olivenöl zu sich, die 40- bis 64-Jährigen noch über 17 Gramm. "Haushalte mit jungen Menschen kochen weniger selber und neigen zu Fertigprodukten", sagt der Ernährungswissenschafter Manuel Moñino. "Typische Rezepte, die Olivenöl als wesentliche Zutat haben, werden immer weniger zubereitet." Sei es die kalte Tomatensuppe Gazpacho, das Kartoffelomelett Tortilla oder, wie im Süden und in Andalusien weit verbreitet, in Olivenöl frittierte Sardellen und Shrimps.

Imageprobleme

Dazu gesellt sich ein wachsendes Imageproblem. Andalusiens Regionalregierung erhob im vergangenen Jahr, dass 35 Prozent der jungen Spanier das Öl negativ wahrnehmen. 12,5 Prozent der jungen Befragten sind mit dem Produkt unzufrieden. Sie störe der oft kräftige Geschmack, mitunter bitter, teils scharf, und es herrschen Zweifel an der Ehrlichkeit der Etikettierung. Der Konsumentenschutzverband OCU sieht im Wunsch der Jungen nach einer Senkung des Fettanteils an der Ernährung einen weiteren Grund für den Rückgang.

Der Olivenölsektor stellt gerade auf eine nachhaltigere, biologische Produktion um, um so den Vorlieben der Konsumenten – insbesondere in den Exportmärkten – zu entsprechen. Knapp ein Viertel der andalusischen Gesamtproduktion von rund 300.000 Tonnen hat bereits eine Öko-Zertifizierung. 75.000 Hektar der meist extensiv und maschinell bewirtschaften Anbauflächen der Region sind mittlerweile "ökologisch", zeigen Daten der Regionalregierung. "Für kleine Produzenten ist es schwer, rentabel zu produzieren", sagt der Bauer Joaquim Estellé aus Amposta.

Heuer erwarten die Olivenexperten zwar wieder eine Rekordernte, wobei der Ölanteil der Oliven wegen der teils starken Niederschläge aber geringer ausfällt. Knapp 80 Prozent der diesjährigen andalusischen Ölproduktion werden exportiert, auch wegen der Produktionseinbußen im übrigen Mittelmeerraum. Ein beachtlicher Teil davon geht als Stückgut etwa nach Italien zur Abfüllung für den Weiterverkauf. (Jan Marot aus Granada, 31.1.2019)