Mehr von der "Krone" (und dem "Kurier): Immobilien- und Handelsmilliardär René Benko (hier bei einem Empfang des Landes Tirol in Kitzbühel).

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Essen/Wien – Der österreichische Immobilien- und Kaufhaustycoon René Benko hat mit der deutschen Funke-Gruppe vereinbart, dass er deren Anteile an "Kronen Zeitung" und "Kurier" komplett übernimmt. Was das deutsche "Manager Magazin" berichtet, bestätigt die Erwartungen in Benkos Deal vom Herbst 2018 – und widerlegt damalige Aussagen der Funke-Gruppe über eine nicht nur kurzfristige Partnerschaft.

Nicht kurzfristig muss eben auch nicht lange dauern – es könnte aber noch ein Weilchen vergehen, bis Benko die Anteile übernimmt: Nach STANDARD-Informationen sehen die gut zehn Zentimeter dicken Verträge zwischen der Funke-Gruppe und dem österreichischen Milliardär wechselseitige Optionen auf die Anteile von Funke und Benko an der Funke-Medienholding für Österreich vor. Diese Holding hält 50 Prozent an der "Krone" und knapp unter 50 Prozent am "Kurier"; Benko beteiligte sich, Ende 2018 von der Wettbewerbsbehörde abgesegnet, mit zunächst 49 Prozent an dieser Österreich-Holding des deutschen Medienkonzerns.

Die Optionen sind nach STANDARD-Infos an Bedingungen geknüpft. Eine davon dürfte der Ausgang des laufenden Schiedsverfahrens sein, das Familie Dichand als Hälfteeigentümer der "Krone" gegen die Kündigung der Syndikatsverträge zwischen Funke und Dichand angestrengt haben. Diese Verträge aus den späten 1980er Jahren verpflichten die Mitgesellschafter der Dichands etwa, für garantierte Gewinnausschüttungen an die Dichands geradezustehen, wenn die "Krone"-Gewinne sie nicht abdecken. Die Verträge räumen den Dichands auch redaktionelle Hoheit über die "Krone" ein und binden ihre Stimmen im "Krone"/"Kurier"-Verlag Mediaprint an jene der Dichands. Schiedsverfahren zwischen den "Krone"-Gesellschaftern können sich auch über Jahre ziehen.

100 Millionen Euro aufwärts

Das "Manager Magazin" schreibt von einer Übernahme der übrigen Funke-Anteile "beizeiten" und bestätigt STANDARD-Berichte über Benkos Kaufpreis für die Funke-Anteile aus dem Herbst 2018: Der STANDARD schrieb von zumindest 100 Millionen Euro für Beteiligungen an "Krone" und "Kurier", das "Manager Magazin" berichtet nun von einem "niedrigen dreistelligen Millionenbetrag" dafür.

Nach STANDARD-Infos gelten die Vorkaufsrechte der Dichands jedenfalls für Benkos Minderheitsanteil an der Funke-Holding nicht – sie gelten für Gesellschaften darunter. Zudem sind die Vorkaufsrechte in den nun gerade beim Schiedsgericht anhängigen Gesellschaftsverträgen am klarsten geregelt, sagen Menschen mit Einblick in die Materie. "Österreich" berichtete indes zuletzt, Dichand-Anwältin Huberta Gheneff bereite eine Klage auf Ausschluss der Funke-Holding aus der "Krone"-Gesellschaft vor.

Was tun mit der "Krone"?

Was hat Benko mit der "Krone" vor? Er ließ nur ein eher allgemeines Statement über das digitale Zusammenwachsen von Entertainment, Wohnen, Einkauf verlauten. Die Spekulationen reichen von einer Übernahme des Kleinformats und harten Einsparungen im Gesamtkomplex Krone/Kurier/Mediaprint bis zu einem Immobilienprojekt um den "Krone"-Standort Muthgasse in Wien-Heiligenstadt – wo er kurz zuvor das vor vielen Jahren von der Nachrichtenagentur APA genutzte Hochhaus samt Entwicklungsplänen kaufte.

Der "Kurier" berichtet in seiner Donnerstagausgabe über den Bericht des "Manager Magazins". Weder Benkos Signa noch Dichand-Anwältin Huberta Gheneff hätten diesen Bericht kommentiert. (fid, 30.1.2018)