In Kärnten sind mehrere Teststrecken für Tempo 140 auf Autobahnen im Gespräch.

Foto: APA / Roland Schlager

Wien – Ein halbes Jahr nach Einführung der Pilotversuche auf Strecken in Nieder- und Oberösterreich werden die Pläne zur Ausweitung der Tests konkreter. In Kärnten sind mehrere Teststrecken für Tempo 140 auf Autobahnen im Gespräch.

Es geht um den Abschnitt Spittal-Ost bis Villach-West auf der Tauernautobahn (A10), sowie auf der Südautobahn (A2) die Abschnitte Grafenstein – Griffen und St. Andrä – Wolfsberg Nord bzw. bis zum Südportal des Gräberntunnels. Fürsprecher der Teststrecken in der Landesregierung sind Straßenbaureferent Martin Gruber und Verkehrslandesrat Ulrich Zafoschnig (beide ÖVP). Letzterer habe die Teststrecken gegenüber Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) vorgeschlagen, sagte seine Sprecherin zur APA. Eine Entscheidung müsse das Ministerium treffen, diese sei noch ausständig.

Konfliktstoff für Kärntner Koalition

Das Thema birgt jedenfalls Konfliktstoff für die Kärntner Koalition. Die SPÖ lehnt Teststrecken in Kärnten nämlich ab. Umweltlandesrätin Sara Schaar (SPÖ) warnte bereits im November, diese führten zu mehr Stickoxiden und beschleunigten den Klimawandel. Aus Sicht der ÖVP sind Tempo-140-Teststrecken Bundesmaterie und daher im koalitionsfreien Raum. Für eine Befürwortung bräuchte es lediglich die Zustimmung von Gruber und Zafoschnig als zuständige Landesräte.

Einer der nun genannten Abschnitte war bereits in der Vergangenheit schon einmal Teststrecke. 2006 testete der damalige Verkehrsminister Hubert Gorbach (BZÖ) Tempo 160 auf der Tauernautobahn. Damals galt das erhöhte Limit zwischen Spittal und Paternion, der Abschnitt war also kürzer als der nun diskutierte.

Verkehrsministerium bedeckt

Im Verkehrsministerium gibt man sich unterdessen noch bedeckt zu einer Ausweitung der Tests. Demnach gibt es noch keine Entscheidungen zu weiteren Teststrecken, keine neuen Zahlen zur Durchschnittsgeschwindigkeit, zu Emissionen und Lärm. Es habe weiterhin keine Unfälle auf den Teststrecken gegeben. Irgendwann werde wieder eine Bilanz gezogen. Hofer hatte sich bei einer Bilanz im vergangenen November zufrieden gezeigt: Es sei eine Temposteigerung um zwei bis vier Stundenkilometer erzielt worden, bei einer Steigerung des Schadstoffausstoßes um ein bis zwei Prozent.

Seit August Teststrecken auf der A1

In Niederösterreich befindet sich seit August 2018 eine Tempo 140-Teststrecke auf der Westautobahn (A1) zwischen Melk und Oed (Bezirk Amstetten). "Wir können keine gravierenden Unterschiede feststellen", sagte Ferdinand Zuser, Leiter der niederösterreichischen Landesverkehrsabteilung, jetzt auf Anfrage. In Bezug auf Unfälle sei der Abschnitt in den vergangenen Monaten "unauffällig" gewesen. Um schlüssige Aussagen treffen zu können, sei der Zeitraum aber noch zu kurz, außerdem seien auch die Witterungsverhältnisse für einen Vergleich zwischen verschiedenen Jahren zu berücksichtigen.

Die aktuellen beiden Teststrecken.
Grafik: APA

Die Teststrecke sei im gleichen Maß überwacht worden wie zuvor, sagte Zuser: Zwischen August und November des Vorjahres gab es demnach 51 Einsätze mit mobilen Geschwindigkeitsmessungen, um einen mehr als im Vergleichszeitraum 2017. Insgesamt sei die Anzahl der Anzeigen zwar um zwei Drittel gesunken, es habe aber mehr Überschreitungen im oberen Bereich über 150 km/h gegeben.

In Oberösterreich hat die Polizei auf der insgesamt – hin und retour – 32 Kilometer langen 140-km/h-Teststrecke auf der Westautobahn (A1) zwischen Haid und Sattledt keine negativen Auswirkungen festgestellt, wie ihr Sprecher David Furtner der APA mitteilte. Die Strecke werde genau so kontrolliert "wie jeder andere Meter Autobahn", es habe aber keine Zwischenfälle gegeben.

Salzburger FP fordert ebenfalls Teststrecke

In Salzburg ist das Verkehrsministerium bisher nicht an das Land herangetreten, obwohl die Salzburger FPÖ für die Westautobahn (A1) im Bundesland Salzburg ein 19 Kilometer langes Teilstück zwischen der oberösterreichischen Landesgrenze und Hallwang zur Prüfung vorgeschlagen hatte, wie es aus dem Büro von Verkehrs-Landesrat Stefan Schnöll (ÖVP) hieß. Man sehe auch weiterhin keinen Grund, in der Sache aktiv zu werden, weil zwei Teststrecken für Österreich reichen müssten, um Erfahrungen zu sammeln.

Der steirische Verkehrslandesrat Anton Lang (SPÖ) hielt auf APA-Nachfrage fest: "Es gibt einen einstimmigen Beschluss der Umweltreferenten aller Bundesländer. Gemeinsam haben wir uns aus umwelt- und gesundheitspolitischen Gründen bei der jüngsten Sitzung klar gegen höhere Tempolimits ausgesprochen." Bei der Senkung des Limits von 130 auf 100 km/h sinke der NO2-Ausstoß um 25 Prozent, der Feinstaubwert um 20 Prozent. Bei 140 statt 130 km/h steige die Belastung dagegen um zehn bis 15 Prozent. In der Steiermark stehen insgesamt 460 Kilometer Autobahnen zur Verfügung. Davon sind etwa 100 Kilometer mit einem immissionsgesteuerten Tempolimit geregelt, hieß es aus dem Büro von Landesrat Lang.

Burgenlands FP für Test mit Tempo 140

Burgenlands Verkehrsreferent Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz (FPÖ) steht der Einrichtung von Teststrecken hingegen positiv gegenüber. "Ich bin auf jeden Fall dafür, dass man im Burgenland auch Strecken mit 140 km/h einführt", sagte Tschürtz auf APA-Anfrage. Er müsse diesbezüglich noch mit Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) sprechen: "Aber grundsätzlich ist das auch meine Intention." Es gebe "sicher einige Möglichkeiten", er wolle sich diesbezüglich noch nicht festlegen, meinte Tschürtz: "Ich werde das dem Verkehrsminister empfehlen, dass auch wir im Burgenland 140-km/h-Strecken bekommen."

In Vorarlberg gibt es nur 61 Autobahnkilometer, und die Rheintalautobahn (A14) ist praktisch nirgends dreispurig. Von daher ist eine Teststrecke beim offiziellen Vorarlberg kein Thema, vielmehr würde man sich hier eine Verkehrsbeeinflussungsanlage wünschen. (red, APA, 31.1.2019)