Atlanta – Der Auftritt hat noch nicht begonnen, aber schon laufen heiße Debatten. "Maroon 5: Sagt die Halbzeitshow bei der Super Bowl ab", fordert eine Onlinepetition die Popband auf. Mit ihrer Show beim NFL-Endspiel stehen die fünf Musiker am Sonntag im Mittelpunkt des wichtigsten US-Fernsehereignisses – und im Kreuzfeuer einer Debatte über politische Proteste.

1.744.694.596 Aufrufe auf Youtube: "Girls Like You" von Maroon 5.
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Mehr als 111.000 Menschen haben die Petition unterzeichnet. Das sind nur gut 0,1 Prozent der gut 103 Millionen Amerikaner, die das Sportgroßereignis vergangenes Jahr im Fernsehen oder im Internet verfolgten. Für Maroon 5 und die Rapper Big Boi und Travis Scott, die ebenfalls auftreten, bedeutet das Spektakel einen ordentlichen Aufmerksamkeitsschub. Unzählige Gespräche in amerikanischen Wohnzimmern, Büros und Cafés werden sich am Sonntag und Montag um den Auftritt drehen.

Aber auch die Super Bowl ist nicht mehr das, was sie einmal war. Der von Quarterback Colin Kaepernick begonnene Protest gegen Unterdrückung von Schwarzen und Polizeigewalt hat dem beliebtesten Sport der Amerikaner eine neue Symbolik verpasst. Seit März 2017 wurde Kaepernick von keinem Team mehr unter Vertrag genommen. Und Fans wie Musiker müssen entscheiden, ob sie zu ihm halten und die NFL boykottieren oder weitermachen wie bisher.

"I said no to the Superbowl, you need me, I don't need yo, Every night we in the endzone, tell the NFL we in stadiums too."
Beyoncé

Für Jay-Z war die Sache klar. "Ich habe Nein gesagt zur Super Bowl / Ihr braucht mich, ich brauche euch nicht", rappt er in "Apeshit". Auch Rihanna und Pink sollen einen Auftritt aus Unterstützung für Kaepernick abgelehnt haben. Rapperin Cardi B ist für die Halbzeitshow erst bereit, "wenn sie Colin Kaepernick wieder einstellen", sagte sie der Website "TMZ". Für die NFL begann eine peinliche Suche nach einem Star, der die Show doch noch rettet.

Mit Maroon 5 fiel die Wahl auf eine butterweiche Popband. Die dreifachen Grammy-Gewinner aus Kalifornien stehen für tanzbaren Soul und sind mit Hits wie "This Love", "She Will Be Loved" und "Makes Me Wonder" fest im Mainstream verankert. Kontroversen wie den "Nipplegate"-Skandal von 2004, als Justin Timberlake vor Millionen Janet Jacksons Brustwarze entblößte, sind bei ihnen kaum zu erwarten.

Pressekonferenz abgesagt

Leichtgefallen sein dürfte Maroon 5 der Entschluss trotzdem nicht. Die übliche Pressekonferenz zum Auftritt sagte die Band ab – wohl auch um ungemütlichen Fragen zu entgehen. Parallel kündigten sie mit der NFL und ihrem Label Interscope eine Spende von 500.000 Dollar (438.000 Euro) an eine Organisation an, die Kindern in den USA Betreuer zur Seite stellt. Ziel ist, dass die Kinder seltener den Schulunterricht schwänzen und weniger mit Drogen und Alkohol experimentieren. Rapper Travis Scott war zuvor mit ähnlichem Beispiel vorangegangen.

Ein Auftritt auf der "größten Bühne der Welt", wie NFL-Boss Roger Goodell sie bezeichnet, galt einst als Ritterschlag. Prince, Michael Jackson und Beyoncé gaben sich die Ehre, auch Bruce Springsteen und U2 lieferten denkwürdige Shows ab. Im Jahr 2019 ist die Show vor allem ein Politikum. Die NFL dürfte auf einen reibungslosen Ablauf hoffen – und dass US-Präsident Donald Trump die Debatte nicht noch unnötig anheizt. Trump ist am Sonntag beim Sender CBS im Interview zu sehen. Es läuft wenige Stunden vor Spielbeginn. (APA, 31.1.2019)

Als die Halftimeshow noch gerockt hat: Prince 2007. Legendär: "Purple Rain" im strömenden Regen.
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