Martin Lemkes Ehefrauen Leonora und Sabina am Checkpoint der SDF.

Foto: APA/AFP/DELIL SOULEIMAN

Damaskus – Die kurdisch geführten und von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) haben den deutschen Jihadisten Martin Lemke festgenommen. Das bestätigten dessen zweite und dritte Frau am Donnerstag in einem Überprüfungslager nahe dem ostsyrischen Dorf Baghus an der irakischen Grenze.

Lemkes dritte Frau, die ihren Namen gegenüber Reportern mit Leonora angab, sagte, sie sei mit ihrem 28-jährigen Mann und dessen zweiter Frau namens Sabina vor der SDF-Offensive in der Provinz Deir Essor geflohen.

Die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat fast das ganze "Kalifat" verloren, das sie im Sommer 2014 in Teilen des Irak und Syriens ausgerufen hatte. Im Osten Syriens kontrollieren die Jihadisten nur noch wenige Quadratkilometer und sind weiter auf dem Rückzug.

Geheimdienstvorwurf

Die beiden Deutschen Leonora und Sabina sagten der AFP, dass Lemke hauptsächlich als Techniker für den IS gearbeitet, aber nicht an Kämpfen teilgenommen habe. In deutschen Medien ist davon die Rede, dass der aus Sachsen stammende Lemke (angeblich 28) der IS-Religionspolizei Hisba und später dem Jihadisten-Geheimdienst Amniyat angehört habe. Er soll regelmäßig Kontakt zum ehemaligen IS-Sprecher Abu Mohammad al-Adnani gehabt haben.

Sie hätten sich gemeinsam den SDF-Kämpfern ergeben, sagte die 19-jährige Leonora, die ihren zwei Wochen alten Säugling in den Armen hielt. Die 34-jährige Sabina sagte, sie sei zusammen mit ihrem Mann geflohen. In den Überprüfungszentren der SDF werden Zivilisten von mutmaßlichen aktiven IS-Mitgliedern getrennt.

Mit 15 nach Syrien gekommen

Leonora war nach eigenen Angaben 15 Jahre alt, als sie im März 2015 zusammen mit einer Freundin in dem vom IS kontrollierten Gebiet eintraf. Dort habe sie ihren Mann geheiratet und die meiste Zeit über in Raqqa gelebt, der Hauptstadt des "Kalifats" im Norden Syriens.

In der Gewalt der SDF befinden sich hunderte ausländische Jihadisten. Die kurdischen Kämpfer wollen ihnen nicht den Prozess machen, sondern sie in ihre westlichen Herkunftsländer abschieben. Dort stößt diese Absicht auf wenig Gegenliebe. (APA, AFP, 31.1.2019)