"Normale" Matten oder Handtücher reichen zum Yoga nicht aus – zumindest wenn es nach Sportartikelherstellern geht.

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München – Yoga zählt zu den beliebtesten Trendsportarten. Das stellt die Sportartikelhersteller vor ein Problem, denn ebenso wie für viele andere angesagte Fitnesssportarten ist keine besondere Ausrüstung notwendig. Aber: Not macht erfinderisch. Auf der Münchner Sportmesse Ispo trifft sich ab Sonntag die internationale Sportbranche, das Angebot reicht vom Yoga-BH bis zum Yogaboard.

"Yoga ist ein wichtiges Umsatzfeld mit viel Potenzial für die Zukunft", sagt Miriam Ganz vom Sportfachhandelsverbund Intersport. Seit zwei, drei Jahren steige die Nachfrage nach Produkten stark. Yogamatten, -blöcke, -kissen, -bänder, -bekleidung und sogar Yogahandtücher – "mit Silikonnoppen, damit man einfach mehr Stabilität hat und auf der Matte nicht verrutscht", erklärt Ganz – haben die Filialen im Angebot. Auf der Ispo werden auch spezielle Artikel wie etwa Yoga-Boards, eine Art Surfbrett mit geschwungener Unterseite, präsentiert.

Hauptsächlich Kundinnen

Hauptsächlich Käuferinnen greifen bei den Produkten zu, sagt Ganz, zudem sei Nachhaltigkeit sehr wichtig für die Zielgruppe. "Ökologie steht bei vielem im Vordergrund", erklärt sie, "wir haben zum Beispiel PVC-freie Matten oder Matten aus Naturkautschuk."

Ebenso wie der gesamte Fitness-Trend ist auch der Yogatrend bis jetzt ungebrochen. Darauf reagiert die Industrie wie bei jeder neuen Trendsportart: Sie zieht nach und erfindet passende Produkte. Die Liste der Artikel "extra für Yogis" scheint ebenso lang wie die der verschiedenen Yogaarten, die teilweise sogar geschützt sind.

Sind Yogaboard, Yogapants und Yogakissen notwendig, um den Sport auszuüben? Skifahren ist ohne Ski nicht möglich, der Rennradler braucht ein Fahrrad. Yogis hingegen benötigen fast nichts. "Außer einer Matte braucht man eigentlich nur sich selbst", sagt Jessica Fink vom Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland (BDY). Die Kleidung soll bequem sein und Bewegungsfreiheit erlauben. Ob das aber extra Yogatops und -pants sein müssen, stellt die Yogalehrerin infrage. Manche Dinge allerdings hält sie für sinnvoll – Yogablöcke beispielsweise oder Pölster "für einen bequemen Sitz für zum Beispiel Meditation und Atemübungen".

Gute Entwicklung

Fitness und auch gerade Yoga hätten sich sehr gut entwickelt, sagt Nicole Espey, Geschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Sportartikelindustrie. Eine sehr große Rolle spielten Yogaartikel aber nicht. Zwar erlebten die Hersteller von Yogamatten einen Boom, für alle anderen aber seien andere Produkte – beispielsweise aus dem Wintersport-Outdoorbereich – weitaus wichtiger. "Yoga ist eine Nische, über die man sich freuen kann."

Werden Yogaartikel aus ihrem Nischendasein herauswachsen? "Wir sind mit Intersport im Yogasegment noch nicht da, wo wir hinwollen. Wir sehen den Bereich aber als wichtigen Zukunftsmarkt, den wir auf jeden Fall stärken wollen", sagt Ganz. Auch der Verband Deutscher Sportfachhandel rechnet mit weiterem Wachstum im Yoganereich. Dass es keine Wettbewerbe wie in anderen Sportarten gibt, erschwere den Vertrieb jedoch, wie ein Sprecher sagt.

Kaum Ausrüstungsbedarf

Denn aus Sicht der Industrie ist der geringe Ausrüstungsbedarf nicht das einzige Problem: Yoga dient der Selbstvervollkommnung und ist kein Wettkampfsport. Sämtliche Fitnesssportarten kommen mangels quotenträchtiger Wettbewerbe im Fernsehen so gut wie nicht vor; es fehlen zugkräftige Stars, die als Idole und Werbeträger dienen könnten. Ralph Scholz, Präsident des Deutschen Industrieverbands für Fitness und Gesundheit, schweben daher bereits Wettbewerbe vor: "Wir sehen die Chance, über Wettkämpfe mehr Präsenz zu erzeugen", sagte Scholz bei der Hauptpressekonferenz zur Ispo am Mittwoch. "Damit haben wir die Möglichkeit, Heros zu bilden." (APA, 1.2.2019)