Düsseldorf – Mit einer Überraschung hat die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises Donnerstagabend geendet: Der Mehrteiler "Gladbeck" (ARD/Radio Bremen) über das Geiseldrama von 1988 war der große Gewinner. Mit insgesamt drei Auszeichnungen lief er den hoch gehandelten Serien "Bad Banks" (ZDF/Arte) und "Das Boot" (Sky) den Rang ab.

"Bad Banks" mit Paula Beer und Desiree Nosbusch war mit sechs Nominierungen ins Rennen gegangen, das vom österreichischen Regisseur Andreas Prochaska inszenierte "Das Boot" (Sky) gar mit neun. "Gladbeck" konnte sich in den Kategorien bester Mehrteiler und bester Schnitt durchsetzen. Zusätzlich wurde Darsteller Albrecht Schuch, der in "Gladbeck" zu sehen ist, als bester Schauspieler ausgezeichnet.

Beste Drama-Serie

"Bad Banks" konnte bei beste Regie (Christian Schwochow) und in der wichtigen Kategorie beste Drama-Serie die Jury überzeugen. Dort setzte sie sich auch gegen "Das Boot" durch. Die Serie basiert auf demselben Stoff wie der gleichnamige Kino-Welterfolg von Regisseur Wolfgang Petersen aus dem Jahr 1981. Am Ende blieben für sie die beste Kamera und mit Vicky Krieps die beste Schauspielerin.

"Deutschland zieht natürlich den internationalen Serien, die uns ja überhäufen und überschütten, ein bisschen nach", sagte Schauspieler Uwe Ochsenknecht am roten Teppich. "Wobei man sagen muss: Die Serien, die man so auf den Internetportalen anschauen kann, sind auch nicht alle gut. Da ist auch viel Müll dabei." Man müsse Anschluss halten.

"Aufbruch in die Freiheit"

Bei den Filmen setzte sich "Aufbruch in die Freiheit" durch. Der ZDF-Streifen behandelt das Thema Abtreibung und spielt Anfang der 70er-Jahre in einer Provinzstadt. Die Macher widmeten den Preis Frauen, die sich für die Abschaffung des Paragrafen 219a einsetzen. Als beste Primetime-Show konnte sich die etablierte Tanz-Show "Let's Dance" (RTL) durchsetzen. Bei den Moderatoren zeigte Luke Mockridge unter anderem Kai Pflaume die lange Nase. Als beste Unterhaltung Late Night wurde "Inas Nacht" (ARD/NDR) mit Ina Müller ausgezeichnet.

Als beste Comedy nahm "Kroymann" (ARD/Radio/Bremen/SWR/NDR/rbb) mit Maren Kroymann einen Preis mit nach Hause. In der Schwester-Kategorie beste Comedy-Serie triumphiertr dagegen "jerks." (ProSieben/maxdome). Die Trödel-Show "Bares für Rares" (ZDF) mit Horst Lichter wurde bestes Factual Entertainment, "ranNFL" von ProSieben und ProSieben MAXX beste Sportsendung.

"Kulenkampffs Schuhe"

Bei den Dokumentationen erhielt "Kulenkampffs Schuhe" (ARD/SWR/HR) die Ehrung. In der Doku wirft die TV-Autorin Regina Schilling als Kind eines Kriegsheimkehrers einen ganz subjektiven Blick auf Deutschlands große Entertainer wie Hans-Joachim Kulenkampff und Peter Frankenfeld. Als beste Auslandsreporterin würdigte die Jury Antonia Rados für ihren Bericht "Jemens langsamer Tod" (n-tv). Der Ehrenpreis für das Lebenswerk ging an Jürgen von der Lippe – für Shows wie "Geld oder Liebe".

Der Deutsche Fernsehpreis wird seit 1999 von den großen TV-Anbietern vergeben – Stifter sind die Intendanten und Geschäftsführer von ARD, ZDF, RTL und Sat.1. Die Geschichte der Auszeichnung ist allerdings durchaus wechselhaft. 2015 fiel die Verleihung aus – der Preis war zuvor stark in die Kritik geraten. Die Ausgabe 2019 – moderiert von Barbara Schöneberger und Steffen Hallaschka – wurde nun sogar wieder übertragen. Wer wollte, konnte im Internet zuschauen und später bei einer Aufzeichnung im Fernsehen. Im vergangenen Jahr etwa hatte es gar keine ausgestrahlten Bilder gegeben. (APA, dpa, 1.2.2019)