Für Andreas Gabalier lässt H.-C. Strache selbst den Papamonat sausen.

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Nicht einmal in Ruhe seinen Papamonat genießen kann man: Klein-Hendrik wickeln, ihm das Popschi eincremen, den frischen Strampler anziehen. Denn in diesen Tagen ist H.-C. Strache gefordert wie noch selten, sich für die Kunst, das heißt für Andreas Gabalier, in die Bresche zu werfen.

Die Kunst war seit je Straches heimliche Liebe. Auf Blümel ist er neidisch. Tagsüber mochte er sich während seiner Ausbildung mit Eckzähnen, Molaren oder Mundgeruch beschäftigen, die Nacht aber gehörte ihm und der Literatur allein. Bis in die Morgenstunden vertiefte er sich in seinen Lessing, Schiller, Goethe. Zeitgleich mit einer naturnahen Phase, in der er in den Wäldern fürbass marschierte und mit Paintballkugeln um sich schoss, wagte er sich auf avantgardistischeres Gelände vor.

Leopold Bloom, der jüdische Dubliner Bürger aus dem Ulysses von Joyce, wurde ihm eine Figur, mit der er sich zu hundert Prozent identifizierte. Die Franzosen schätzt Strache sehr – Jarry mehr als Breton, Claude Simon mehr als Despentes -, doch zieht es ihn häufiger zu Deutschen wie Arno Schmidt hin. Den Kanon – Homer, Shakespeare, Gogol, Nabokov, David Foster Wallace – kennt er natürlich in- und auswendig. Nebenher hegt er aber eine für einen FPÖler ungewöhnliche Zuneigung zu schwarzafrikanischen Schriftstellern. Chinua Achebe würde er gegen jeden freiheitlichen Kellernazi bis aufs Blut verteidigen.

Als Homme de Lettres ist Strache eiserner Verfechter der Freiheit der Kunst. Einzig Deutschösterreicher, die es an Patriotismus mangeln lassen, stoßen ihm sauer auf: der Nestbeschmutzer Thomas Bernhard etwa, gegen dessen Heldenplatz er damals demonstrieren musste, oder die Jelinek. Dann und wann erfüllt es ihn mit Freude, dass es dieses Weibsstück mit ihrer "Literatur" nicht weit gebracht hat.

An Gabalier schätzt er weniger dessen Musik, weil er Mahler, Berg und Webern vorzieht (manchmal neckt ihn Dominik Nepp mit dem Sager "Man könnte meinen, 'Schönberg' sei dein zweiter Vorname"). Wohl aber bewundert Strache den Lyriker Gabalier, den er mit seiner untrüglichen kulturellen Sensibilität treffsicher zwischen Baudelaire und Ottokar Kernstock verortet. Diesem österreichischen Kulturbotschafter gegen linksgrüne Banausen die Mauer zu machen ist für Strache Ehrensache. Für die lässt er selbst den Papamonat widerwillig sausen. (Christoph Winder, Album, 2.2.2019)