Belgrad/Mitrovica – Tausende Oppositionsanhänger haben sich auch am heutigen Samstagabend zur wöchentlichen Protestkundgebung gegen Serbiens Präsident Aleksandar Vučić sowie für Pressefreiheit in Belgrad eingefunden. Erstmals wurde auch eine Protestkundgebung im von Serben bewohnten Nordteil von Mitrovica abgehalten.

Die nord-kosovarische Stadt wird von der Belgrad-treuen Serbischen Liste (Srpska Lista) dominiert. Rund 100 Personen haben sich zu dieser Protestkundgebung eingefunden, darunter mehrere Familienangehörige des im Jänner 2018 ermordeten gemäßigten Politikers Oliver Ivanovic, berichtete das Internetportal "Kossev". Der Mordanschlag wurde bis heute nicht aufgeklärt.

In Belgrad wurden Demonstranten im Voraus aufgefordert, ihre Unzufriedenheit in Form von Briefen zu verfassen, die vor dem Amtssitz des Präsidenten deponiert werden sollen.

Regelmäßiger Protest

In der serbischen Hauptstadt werden die Protestkundgebungen seit 8. Dezember jeden Samstagabend abgehalten. Der Protestwelle haben sich bisher landesweit mehr als 40 Städte angeschlossen, berichtete die Tageszeitung "Danas" am Samstag.

Die Proteste werden von verschiedenen Bürgerorganisationen veranstaltet, auch wenn an ihnen regelmäßig führende Oppositionsvertreter teilnehmen. Der führenden Oppositionskraft, dem Bund für Serbien, ist es bisher allerdings nicht gelungen, die Forderungen der Demonstranten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.

Ein erster Protest in Belgrad war am 9. Dezember organisiert worden, nachdem der führende Oppositionspolitiker Borko Stefanovic am 23. November auf dem Weg zu einem Oppositionstreffen in der zentralserbischen Stadt Krusevac verprügelt worden war. Ein "Stopp für blutverschmierte Hemden" wurde am 30. November zuerst bei einem Protest in Krusevac verlangt. Derzeit werden die Proteste landesweit allerdings unter dem Motto "Einer von fünf Millionen" abgehalten. In einer Reaktion auf die Demonstrationen hatte Präsident Vučić im Dezember nämlich erklärt, dass er nicht gedenke, die Forderungen der Demonstranten zu erfüllen, auch wenn "fünf Millionen auf die Straßen" gingen. (APA, 2.2.2019)