Google-Chef Sundar Pichai muss Überzeugunsarbeit leisten – und zwar sowohl extern als auch intern.

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Gäbe es Facebook nicht, müsste es eigentlich von Google erfunden werden. Egal welcher Skandal im Vorjahr den Android-Hersteller ereilte, Facebook war immer noch ein kleines Stück unverschämter und ungeschickter in seiner öffentlichen Kommunikation. Also ist Google durch all die Privacy-Diskussionen der letzten Zeit bislang vergleichsweise unbeschadet gesegelt. Und doch zeigen sich nun langsam die ersten Bruchlinien – und zwar intern.

Interne Umfrage

Unter dem Namen Googlegeist führt der Softwarehersteller jedes Jahr eine Umfrage unter den eigenen Angestellten durch. Und dabei zeigt sich, dass deren Zufriedenheit zuletzt deutlich gelitten hat. Auf die Frage, ob sie davon überzeugt sind, dass Sundar Pichai und sein Management Team Google in eine erfolgreiche Zukunft führen können, antworten mittlerweile nur mehr 74 Prozent mit "Ja". Das ist nicht nur der niedrigste Wert seit sechs Jahren, es ist auch ein Absturz um gleich 18 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.

Kaum viel besser sieht es bei einem anderen Punkt aus: Die Frage, ob sie von der aktuellen Firmenvision inspiriert werden, beantworten 78 Prozent positiv, ein Minus von 10 Prozentpunken. Ein ähnlicher Trend ist laut einem Bericht von Bloomberg bei zahlreichen anderen Fragen zu erkennen. Die Ergebnisse der Umfrage wurde intern an alle MItarbeiter gesandt. Eine öffentliche Stellungnahme wollte das Unternehmen dazu aber nicht abgeben.

Hintergrund

Google sah sich im Vorjahr zahlreicher Kritik aus den Reihen der eigenen Mitarbeiter ausgesetzt. So sorgte eine Kontroverse über den Umgang mit Vorfällen der sexuellen Belästigung sogar zu Protestaktionen, an denen sich mehr als 20.000 Mitarbeiter beteiligt haben. Ein danach veröffentlichter Aktionsplan von Google wurde von vielen Kritikern als unzureichend angesehen. In der aktuellen Umfrage sind denn auch nur 53 Prozent davon überzeugt, dass Google schnell und konsistent auf solche Vorwürfe reagiert.

Doch auch sonst stieß die Firmenleitung immer wieder auf Widerstand seiner Angestellten. So stellten sich einige davon öffentlich gegen die Pläne eine zensurierte Version der eigenen Suchmaschine für China zu veröffentlichen – und waren damit erfolgreich. Und zuletzt sorgten dann auch noch Berichte über eine geheim vorgenommene Reduktion von Beförderungen und Bonizahlungen für Aufregung.

Wettbewerb

Die aktuellen Umfrageergebnisse sind vor allem deswegen für Google unerfreulich, weil es innerhalb des Silicon Valley einen harten Wettbewerb um die besten Mitarbeiter gibt. Bisher genoss Google den Ruf als einer der besten Arbeitgeber in der Branche. Bröckelt dieser könnte es auch zunehmend schwerer werden, Top-Entwickler zu bekommen.

Fürs erste ist es aber noch nicht so weit: So gehen in der Untersuchung 82 Prozent davon aus, dass sie in einem Jahr noch bei Google arbeiten werden. Und gleich 86 Prozent würden Google als Arbeitgeber weiterempfehlen. Noch so ein Jahr wie das vorherige kann sich das Unternehmen angesichts der anderen Kennzahlen aber wohl nicht mehr leisten. (Andreas Proschofsky, 3.2.2019)