Es scheint, als hätte Wladimir Putin nur darauf gewartet. Kaum hatte Donald Trump den INF-Vertrag außer Kraft gesetzt, verkündete Putin, Russland werde "spiegelgleich" reagieren und seine Verpflichtungen ebenfalls ruhen lassen. Sollte der US-Präsident damit gerechnet haben, dass der Kreml-Chef einlenkt, so hat er sich verspekuliert: Das Muskelspiel beherrscht der in Leningrader Hinterhöfen aufgewachsene und im KGB gestählte Putin mindestens ebenso gut wie der selbsternannte Dealmaker.

Zumal die Drohung für Putin eigentlich gar keine ist. Schon 2007 hatte er beklagt, dass der INF-Vertrag, der ein Verbot landgestützter Mittelstreckenraketen vorsieht, Russland in seiner militärischen Entwicklung behindere. Nun ist Putin in der angenehmen Lage, den schwarzen Peter Washington zuspielen zu können.

Das Ende des INF-Vertrags ist ein Erfolg für die Falken auf beiden Seiten. Denn die Begrenzungen, die er vorsah, galten nur für die einstigen Supermächte; inzwischen aber entwickeln auch China, Indien und Pakistan solche Waffensysteme. Statt diese Staaten in ein Abrüstungskonstrukt einzubeziehen, wollen die Militärs neue Raketen schaffen.

Verlierer sind die Europäer. Der nächste Schritt der Eskalation wäre die Stationierung neuer Waffensysteme in Europa. Russland hat vorsorglich schon angekündigt, auf eine solche Maßnahme der Amerikaner reagieren zu wollen – spiegelgleich natürlich. (André Ballin, 3.2.2019)