Meist können die chronischen Entzündungen im Darm nur unzureichend behandelt werden. Neue Therapieansätze sind dringend notwendig.

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Die Zahl der Menschen, die an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa erkranken, wächst kontinuierlich. Die chronische Entzündung im Darm verläuft in Schüben und zerstört das Darmgewebe. Bislang war weitgehend unklar, wie Entzündungsschübe ausgelöst werden. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben nun zusammen mit niederländischen Wissenschaftern zeigen können, dass bestimmten Zellen im Darm eine Schlüsselrolle bei der Auslösung von Erkrankungsschüben spielen. Die Forscher erhoffen sich dadurch neue Ansätze für zukünftige Therapien.

Der Entstehung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen liegt ein komplexes Zusammenspiel zahlreicher Faktoren zugrunde. Dieses führt letztendlich zu einer übersteigerten Aktivierung des darmeigenen Immunsystems. Zum Immunsystem des Darms gehören auch sogenannte gewebsansässige Gedächtnis-T-Zellen, kurz TRM (Tissue Resident Memory)-Zellen. Welche Rolle sie bei der Entstehung chronischer Entzündung im Darm spielen, war bislang unklar.

Je mehr TRM Zellen, desto höher die Schubrate

Wissenschafter am Universitätsklinikum Erlangen konnten nun zeigen, dass TRM-Zellen ein hohes entzündungsförderndes Potenzial besitzen und offenbar Entzündungsschübe auslösen. Die gesammelten Daten legen zudem nahe, dass TRM-Zellen die Einwanderung und Differenzierung anderer Immunzellen regulieren und damit die Immunantwort steuern. Den Forschern zufolge haben Patienten mit hohem Anteil an TRM-Zellen in der Darmschleimhaut ein höheres Risiko, im Verlauf der Erkrankung Schübe zu entwickeln als solche mit niedrigem Anteil.

"Welche Rolle TRM-Zellen bei immunologisch vermittelten Erkrankungen spielen, war bislang völlig unklar", erklärt Studienleiter Markus Neurath. "Wir gehen davon aus, dass sich unsere Erkenntnisse auch auf andere chronisch-entzündliche Erkrankungen übertragen lassen." Außerdem hoffen die Forscher mit ihrer Entdeckung die Grundlagen für potenzielle zukünftige Therapieansätze zu legen. (red, 5.2.2019)