O'Leary in Wien.

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Dublin – Die Ticketpreise sind in der Wintersaison um sieben Prozent gesunken und nicht um zwei, wie man das erwartet hat, hatte Ryanair-Chef Michael O'Leary dieser Tage in Wien erklärt. Was er auch sagte: Die Preise bleiben unter Druck. Dazu kamen steigende Kosten, die nun Europas größtem Billigflieger im Winterquartal einen Verlust eingebrockt haben. Von Oktober bis Dezember verbuchte die irische Fluggesellschaft einen Nettoverlust von 20 Millionen Euro im Vergleich zu 106 Millionen Euro Gewinn im Vorjahreszeitraum. Am Markt herrschten Überkapazitäten, die auch im Sommer noch anhielten, erklärte Ryanair-Chef Michael O'Leary am Montag erneut. Der Rückgang des Ölpreises werde schwache Airlines vor der Pleite bewahren, wodurch das Kurzstrecken-Angebot vorerst nicht sinke. Einige Konkurrenten erwarteten enorme Preisanstiege. "Wir teilen diesen Optimismus, und in manchen Fällen irrationalen Optimismus, nicht", sagte O'Leary.

Weniger Gehalt

Im vergangenen Herbst, als der Arbeitskampf bei Ryanair um den erstmaligen Abschluss von Tarifverträgen tobte, hatte der für starke Sprüche bekannte Ryanair-Chef angedeutet, bald abtreten zu wollen. Doch jetzt stimmte der 57-Jährige einer weiteren Vertragsverlängerung um fünf Jahre zu und arbeitet für weniger Basisgehalt und Bonus weiter. Die stark gewachsene Airline soll bis Ende des Jahres umstrukturiert werden in eine Gruppe mit vier eigenständigen Töchtern, ähnlich wie der britisch-spanische Luftfahrtkonzern IAG. O'Leary soll Chef der Gruppe werden, die vier Töchter Ryanair DAC aus Dublin, Laudamotion, Ryanair Sun und Ryanair UK bekommen jeweils einen Vorstandsvorsitzenden.

Jahresprognose wackelt

Ryanair verkaufte im Winter zwar acht Prozent mehr Flüge und konnte den Umsatz um neun Prozent auf 1,53 Milliarden Euro steigern. Doch höhere Kosten für Kerosin, Personal und Fluggastentschädigungen belasteten. Die Stückkosten ohne Treibstoffausgaben stiegen um sechs Prozent. Die Ticketpreise fielen im abgelaufenen Quartal ebenfalls um sechs Prozent auf weniger als 30 Euro im Schnitt. Europas größter Billigflieger, der in diesem Geschäftsjahr fast 142 Millionen Passagiere befördern will, musste letztlich auch wegen zahlreicher Streiks von Piloten und Flugbegleitern seine Gewinnprognose schon zwei Mal kappen. Auch der jetzt erwartete Rückgang um knapp ein Drittel auf 1,0 bis 1,1 Milliarden Euro Nettogewinn könne noch stärker ausfallen, warnte Ryanair. Das ließ die Aktie, die seit ihrem Höchststand Mitte 2017 schon über 40 Prozent an Wert einbüßte, um mehr als vier Prozent sinken.

O'Leary erwartet trotz der jüngsten Entspannung bei den Ölpreisen, dass es in den kommenden anderthalb Jahren zu Marktbereinigungen unter den europäischen Airlines kommt. Ryanair plane hier keine große Übernahme, sondern halte nach kleineren Gesellschaften Ausschau. Die Iren haben die österreichische ehemalige Air-Berlin-Tochter Laudamotion mittlerweile zu 100 Prozent übernommen. Hier fiel im Quartal ein Verlust von 46,5 Millionen Euro an, der noch zu dem Fehlbetrag von 20 Millionen Euro hinzukommt. (APA, red, 4.2.2019)