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Arthur Gregg Sulzberger, Verleger der "New York Times".

Foto: AP/Damon Winter

Der in der Öffentlichkeit gerne gegen Medien polterende Donald Trump kann auch leisere Töne anschlagen, als die "New York Times" nur als "Feind des Volkes" zu diskreditieren oder das Medium der Verbreitung von Fake News zu bezichtigen: Der US-Präsident sprach mit Arthur Gregg Sulzberger, seit einem Jahr Herausgeber der Zeitung, über Journalismus und die Rolle der Medien. Sulzberger machte das Gespräch öffentlich – zu hören sind Auszüge im Podcast der "New York Times".

Die Konstellation Trump und Sulzberger hat eine Vorgeschichte. Vor einigen Monaten lud der US-Präsident Sulzberger für ein Hintergrundgespräch ins Weiße Haus. Sulzberger hielt sich an die zuvor vereinbarte Vertraulichkeit, Trump nicht. Er twitterte, dass er ein gutes Gespräch mit Sulzberger gehabt habe, in dem es um die zunehmende Verbreitung von Fake News durch Medien ging.

Sulzberger schilderte in dem Podcast seine Sichte der Konversation. Er habe gegenüber Trump damals viel mehr seine Bedenken geäußert, dass der US-Präsident mit seinen Vorwürfen gegen Medien ein Klima schaffe, das der Pressefreiheit insgesamt schade. Weltweit würden Attacken auf Journalisten zunehmen. "Ich war definitiv nicht seiner Meinung", sagt Sulzberger.

Neuerliches Treffen

Trump hatte Sulzberger vergangene Woche wieder zu einem Abendessen samt Hintergrundgespräch eingeladen. Doch dieser lehnte ab, wie die "New York Times" am Freitag schrieb, und bat stattdessen um ein offizielles Interview. Trump stimmte zu und empfing Sulzberger und zwei weitere Journalisten der Zeitung am Donnerstag (Ortszeit) in seinem Büro im Weißen Haus.

Nachdem das Interview zu Ende war, konfrontierte Sulzberger Trump noch einmal mit seinen Angriffen auf Journalisten und den Schaden für die Pressefreiheit. Der US-Präsident sehe sich zwar nach wie vor als Opfer der Medien, habe aber interessiert zugehört und reflektiert gewirkt: "Er hat viel Respekt für die 'New York Times' als Institution. Er hätte gerne, dass er diesen Respekt zurückbekommt", schildert Sulzberger das Gespräch, das die "New York Times" auch auf ihrer Webseite veröffentlichte. Dass sich an Trumps Rhetorik gegenüber Medien in der Öffentlichkeit etwas ändern werde, glaubt der Verleger aber nicht: "Ich hoffe es, bin aber skeptisch."

"Wie mit dem Klimawandel"

In einem aktuellen Interview mit dem deutschen Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" ("Spiegel Plus") rekonstruiert Sulzberger das Gespräch noch einmal und spekuliert, welchen negativen Effekt Trumps Aussagen auf die Pressefreiheit insgesamt haben: "Mit Trumps Rhetorik ist es wie mit dem Klimawandel. Wir wissen, dass er stattfindet, wir wissen, dass er gefährlich ist. Aber es ist schwer, einen einzelnen Sturm auf den Klimawandel zurückzuführen."

Sulzberger: "Das Gleiche gilt für die Sprache des Präsidenten. Wir wissen, dass sie gefährlich ist, wir wissen, dass sie – auch außerhalb der USA – ein Klima schafft, in dem die Zahl der Angriffe auf Journalisten wächst und Gesetze gegen eine unabhängige Presse erlassen werden. Aber wir können im Einzelfall nicht belegen, dass die Rhetorik des Präsidenten daran schuld ist."

"Washington Post" zu Pressefreiheit

Dem Thema Pressefreiheit widmete sich auch die "Washington Post". Das Medium war erstmals mit einem eigenen Werbespot bei der Super Bowl vertreten. In dem 60-sekündigen Spot wurde die Rolle der Pressefreiheit und jener Journalisten beleuchtet, die ihre Arbeit oft unter großer Gefahr leisten.

Washington Post

Laut der Zeitung sollen einige getötete und vermisste Journalisten der "Washington Post" und anderer Zeitungen in dem Spot gewürdigt werden - der STANDARD berichtete. (omark, 4.2.2019)