Linz – Die Ars Electronica in Linz präsentiert zu ihrem 40. Geburtstag im Herbst ein neues Musikfestival. Die Dauerausstellung "Kompass" im Center wird bereits Ende Mai fertig sein, ein zweiter Teil an Neuerungen Ende August. Im Fokus steht die Digitalisierung bzw. die Künstliche Intelligenz (KI). Ebenfalls neu im Jubiläumsjahr: Research Institutes mit Wissenschaftern und internationale Kooperationen.

Der künstlerische Leiter Gerfried Stocker stellte die Neuheiten am Montag in einer Pressekonferenz mit Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) und Kulturstadträtin und Aufsichtsratsbeisitzender Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) vor. Stocker stellte fest, dass die Ars Electronica, die vor 40 Jahren mit dem ersten Festival im September gestartet wurde, alles andere als in der Midlife Crisis ist. Luger bezeichnete die Ars Electronica als "juvenile Organisation, die höllisch aufpassen muss, in einem Segment der permanenten Innovation international beachtet zu werden", es gleiche einer Sensation, dass eine Stadt wie Linz hier jahrzehntelang top sei. Lang-Mayerhofer betonte das Know-How der Ars Electronica, das auch die Politik nützen müsse.

Neue Dauerausstellung wird allein getragen

Bisher sei die Digitalisierung eine der industriellen Welt gewesen, jetzt, mit Machine Learning werde das Denken und Entscheiden digitalisiert. Darum sei das Generalthema für die kommenden Jahre die KI, schickte Stocker der neuen Dauerausstellung voraus. Das vier Mio. Euro teure Projekt wird nach dem Ausfall des Landes von Stadt (2,5 Mio.) und Ars Electronica (1,5 Mio.) allein getragen. Es wird den Titel "Kompass – Making Sense of it" tragen und soll den Besuchern die Fähigkeit zur Navigation in unserer digitalen Welt vermitteln. Themen sind KI, Life Science, Responsible Innovation, die in Zwiebelform von der Geosphäre bis zum Individuum heruntergebrochen werden. Parallel werden Mensch und Maschine betrachtet, etwa, wie das Gehirn funktioniert und das Denken in einer Maschine.

Stocker erwartet sich, dass zumindest zehn bis zwanzig Prozent der Besucher in der neu gestalteten Laborebene KI-fit gemacht werden, d.h. nachher verstehen, wie KI funktioniert. "An unserer Philosophie ändert sich ja nichts seit 1979, wir fragen, wie wir uns als Menschen positionieren und wie wir jene Kompetenz ausbauen können, die wir brauchen", veranschaulichte Stocker den Gedanken der Ars Electronica im Dreieck Kunst – Technik – Gesellschaft.

Neues Musikfestival

Neu beim Festival von 5. bis 9. September wird ein eigenes europäisches Festival für Artificial Intelligence und Music sein. Brucknerorchester-Chefdirigent Markus Poschner und sein Vorgänger Dennis Russell Davies sowie Volkmar Klien, Direktor des Instituts für Komposition, Dirigieren und Computermusik an der Bruckneruni werden an der Programmentwicklung maßgeblich beteiligt sein. Nur soviel: die älteste programmierbare Maschine war eine Flöte im Bagdad des 9. Jahrhunderts, gab Stocker Einblick. Der Prix Ars Electronica bekommt – wie bereits berichtet – mit Artificial Intelligence & Life Science eine neue Kategorie, der Jugendpreis U19 wird in zwei Altersklassen vergeben.

International ist die Ars Electronica sehr präsent, ganzjährig etwa in Japan, wo man in die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele 2020 mit dem Forschungsprojekt "Swarm Arena" involviert ist sowie in Australien und den USA. Ein Novum ist das europaweite, für drei Jahre anberaumte European ARTificial Intelligence Lab, das mit zwölf Kunst- und Kultureinrichtungen initiiert und von der EU ko-finanziert wird.

Neu sind auch Research Institutes in Kooperation mit dem Futurelab, der hauseigenen Entwicklungsabteilung, die eine Brücke zwischen künstlerischer Grundlagenforschung und konkreten Anwendungen schlagen sollen. Das erste betreibt die Ars Electronica mit Werner Jauk, Klangkünstler und Musikwissenschaftsprofessor an der Uni Graz zum Thema "Auditory Cultures". Dazu kommt eine Beteiligung an "spaceEU", in dem bis 2020 eine Ausstellung zum Thema Weltraum gestaltet werden soll, die in zehn europäischen Ländern auf Tour geht. (APA, 5. 2. 2019)