Abdruck eines Archaeopteryx-Fossils. Der Urvogel wurde im 19. Jahrhundert erstmals beschrieben.

Foto: Natural History Museum London

Diese Feder ist der erste Archaeopteryx-Fund überhaupt – dachte man bisher. Oben sieht man die Feder im weißen Licht, mittig eine Zeichnung von Hermann von Meyer. Unten ist die Aufnahme mittels Laser-Stimulated Fluorescence (LSF) zu sehen.

Foto: University of Hong Kong

1860 wurde in einem Steinbruch im bayerischen Solnhofen eine fossile Feder entdeckt. Kurz darauf beschrieb der Paläontologe Hermann von Meyer den Fund – und prägte den Namen des berühmten Urvogels: Archaeopteryx. Bald darauf wurde auch ein erstes Skelett entdeckt, bis heute wurden insgesamt zwölf mehr oder weniger vollständige Archaeopteryx-Fossilien beschrieben.

Doch jetzt fanden Forscher heraus, dass der allererste Fund – die Feder – gar nicht von Archaeopteryx stammt: Sie gehörte wohl einem noch unbekannten gefiederten Dinosaurier, berichtet ein internationales Forscherteam um Daniela Schwarz vom Museum für Naturkunde Berlin und Michael Pittman von der Universität Hongkong im Fachblatt "Scientific Reports".

Fehlender Federkiel

Die Solnhofener Feder hatte schon in der Vergangenheit Rätsel aufgegeben. Im Gegensatz zu den Federeindrücken, die bei den anderen Fossilien gefunden worden waren, ist die isolierte Feder dunkel gefärbt und von einem Film aus Kalk- oder Manganoxiden überzogen. In seiner detaillierten Beschreibung von 1862 erwähnte Meyer einen langer Federkiel (Calamus), der allerdings heute am Fossil nicht mehr sichtbar ist.

Selbst mit Röntgen-Fluoreszenz-Verfahren und langwelligem UV Licht konnte der "verlorene Federkiel" nicht mehr sichtbar gemacht werden. Einige Forscher spekulierten daher, dass der Federkiel womöglich nie vorhanden war. Dieses Mysterium erschwerte auch die Bestimmung der Feder: Sie könnte entweder eine Handschwinge, eine Armschwinge oder eine Deckfeder gewesen sein.

Detailaufnahme löst Rätsel

Schwarz und Kollegen untersuchten die Feder nun mit einer neuartigen Technik, der sogenannten Laser-Stimulierten Fluoreszenz (LSF). Dabei konnte ein geochemisches Signal dargestellt werden, das den fehlenden Federkiel darstellt und auch mit der Beschreibung von 1862 übereinstimmt. Die Technik ermöglicht auch einen besseren Vergleich mit anderen fossilen Federn. Das Ergebnis: Es ist auszuschließen, dass es sich um eine Handschwinge, Armschwinge oder Schwanzfeder von Archaeopteryx handelt.

Die Forscher nehmen stattdessen an, dass die berühmte Feder in Wirklichkeit von einem anderen gefiederten Dinosaurier aus dem Gebiet der Solnhofen-Lagune stammt und den Körperfossilien des berühmten Urvogels Archaeopteryx fälschlich zugeordnet wurde. "Es ist faszinierend, wie durch diese neue Technik das Rätsel um den verschwundenen Federkiel gelöst werden konnte", sagte Schwarz. Die Studie führe auch vor Augen, wie die Anwendung neuer Techniken auch bei berühmten und viel untersuchten Fossilien überraschende Erkenntnisse bringen könnten. (red, 5.2.2019)