Das Interesse an der Väterkarenz ist dürftig und rückläufig.

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Die Geburt des eigenen Kindes verändert alles. Mit welcher Wucht dieser Wandel im Leben einschlägt, hängt in einer durchschnittlichen Mann-Frau-Beziehung davon ab, welchen Part in der Partnerschaft man spielt, den weiblichen oder den männlichen. Ist man Frau, dann wird vorausgesetzt, dass man gerne verzichtet: auf Schlaf, auf Geld, auf Freizeit, auf Chancen im Job – den lieben Lieben zuliebe. Der Vater hilft bestenfalls mit. Er muss schließlich arbeiten! Bezahlt, versteht sich.

Dass Sozialministerin Hartinger-Klein es Vätern leichter machen will, nach der Geburt einen Monat beim Kind zu bleiben, ist zu begrüßen, denn es ist ein positives Signal. Mehr aber auch nicht.

Erstens ist völlig unklar, ob der Rechtsanspruch auf den Papamonat tatsächlich kommen wird. Während die Ministerin am Sonntag noch behauptet hat, es sei alles mit dem Koalitionspartner abgesprochen, gibt sich dieser ahnungslos und unverbindlich. Die Unternehmer hingegen, deren Wohlbefinden der türkisen Volkspartei ein ebenso großes Herzensanliegen ist wie der alten ÖVP, haben schon verlauten lassen, dass das Hartinger-Klein'sche Menü nicht so ganz ihren geschmacklichen Vorlieben entspricht. Zwar würde es sie nichts kosten, aber die kurzen Ausfälle wären für Kleinstbetriebe mühsam, erklärt die Wirtschaft. War also alles nur bloße Ankündigung?

Selbst wenn der Anspruch auf den Papamonat die Zustimmung der ÖVP findet und beschlossen wird, weiß niemand, wie er dann ausgestaltet sein wird. Es sind aber genau die kleinen, ungewissen finanziellen Details, die in den einzelnen Familien den Ausschlag geben werden, ob die Option Papamonat genutzt wird oder nicht.

Begehren nach Familienzeit

Egal welches Modell kommt, wenn es kommt: Dass es plötzlich Scharen an werdenden Vätern sein werden, die mit dem brennenden Begehren nach Familienzeit ihren Chefs und Chefinnen die Türen einrennen werden, sollte man nicht erwarten. Einen Rechtsanspruch auf Auszeit gibt es nämlich schon jetzt, und zwar bei der Väterkarenz. Hier ist das Interesse der Väter erstens dürftig und zweitens rückläufig. Der Männeranteil beim Karenzbezug lag 2016 bei mageren 4,2 Prozent, zwei Jahre später bei 3,8 Prozent. Wenn die Sozialministerin nun live im Sonntagsfernsehen verkündet, dass Väter "noch heuer" einen Anspruch auf Frühzeitkarenz haben werden, dann sind ihr all diese Einschränkungen wohl bewusst. Es dürfte ihr aber ohnehin um etwas ganz anderes gehen.

Und zwar um den Ruf der eigenen Partei. Die selbsterklärte "soziale Heimatpartei" FPÖ fiel in den vergangenen Monaten vor allem mit empfindlichen Sozialkürzungen auf. Gespart wird bei denen, die es am meisten schmerzt – Stichwort Mindestsicherung. Familien mit mehreren Kindern trifft es bekanntlich besonders stark.

Da passt es gut, wenn man sich mit etwas schmücken kann, das heute gut klingt und an das morgen ohnehin niemand mehr denkt. Der Papamonat, das weiß die Ministerin, ist ein Minderheitenthema. Der Mehrheit wird es nicht auffallen, wenn der Rechtsanspruch heuer doch nicht kommt. Dass manche in den Reihen des Koalitionspartners kurzzeitig verstimmt sind, weil die FPÖ wieder einmal allein vorprescht, wird dann längst vergessen sein. Und jene Eltern, die tatsächlich auf den Rechtsanspruch hoffen, mögen später vielleicht enttäuscht sein. Wahlentscheidend sind sie nicht. (Maria Sterkl, 4.2.2019)