Der Flugbetrieb von Germania wurde bereits eingestellt.

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Die Konkurrenz ist bereits auf Kundenfang. Nach der Insolvenz der deutschen Fluggesellschaft Germania bieten sowohl die Lufthansa samt Töchtern als auch der deutsche Ferienflieger Condor gestrandeten Passagieren verbilligte Tickets an. Auch Laudamotion wirbt mit "Rescue fares".

Für betroffene Passagiere ein schwacher Trost. Wer direkt über Germania gebucht hat, muss schauen, wie er auf eigene Kosten in den Urlaub – nach Spanien, Griechenland, in die Türkei, nach Ägypten – oder von dort nach Hause kommt. Viele Tausend Touristen müssen sich bei ihrem Reiseveranstalter melden, der für die Rückreise sorgen muss.

Österreich ist von der Pleite des deutschen Ferienfliegers unterschiedlich betroffen. Auf der Strecke Wien-Rostock wäre die Germania erst ab Mai bis September geflogen. Zwischen Münster/Osnabrück und Salzburg flog die Airline einmal wöchentlich, Anfang März wäre die Verbindung ausgelaufen. Der Vorarlberger Reiseveranstalter High Life Reisen schätzt, dass tausende Vorarlberger Urlauber betroffen sind.

Getümmel in der Luft

Überraschend kommt das Grounding der viertgrößten deutschen Airline nicht. Zu viele Anbieter sind auf Europas Markt unterwegs, da sind sich Experten einig. Neben den Großen wie Lufthansa, Ryanair, Air France-KLM, Easyjet und IAG, die derzeit auf rund zwei Drittel Marktanteil kommen, tummeln sich 150 kleinere Anbieter. Der Kampf um die Kunden ist hart, der Preisdruck enorm. Selbst potente Gesellschaften wie Ryanair können ein Lied davon singen.

Der von den Gesellschaften erhoffte Preisanstieg bei den Tickets ist im vergangenen Winter ausgeblieben. Schwache und vor allem kleinere Airlines halten dem Druck, der sich durch gestiegene Kerosinpreise noch einmal vermehrt hat – kaum stand. Nach dem vergangenen Chaossommer gerieten einige unter die Räder.

Alter Hase

Auch die Germania ist mit 37 Flugzeugen ein kleiner Fisch, wenn auch kein Zwerg. Die Airline, die komplett Firmenchef Karsten Balke gehört, hat sich in 35 Jahren von einer Minicharterfluglinie zu einem mittelgroßen Player in der deutschen Tourismuswirtschaft entwickelt. Zu den Problemen führten laut Management neben den Kerosinpreisen ein erhöhter Aufwand für technische Serviceleistungen und Verzögerungen bei der Einflottung neuer Maschinen. Nun wurde Insolvenz beantragt und der Flugbetrieb eingestellt, betroffen sind die Germania Fluggesellschaft und ihre Schwester für technische Dienstleistungen, die Germania Technik Brandenburg GmbH, nicht die Schweizer Germania Flug AG und die Bulgarian Eagle.

Das Ruder übernimmt nun ein Sanierungsexperte, am wahrscheinlichsten ist die Abwicklung der Airline. Für die gut 1000 Mitarbeiter bleibt jetzt wohl nur der Weg zur Agentur für Arbeit. Dass ihr Chef Balke die Auswirkungen des Insolvenzantrags "bedauert", hilft ihnen nicht viel. (rebu, 5.2.2019)