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Der 62-jährige Malpass soll gute Chancen auf den obersten Weltbank-Posten haben.

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Washington – US-Präsident Donald Trump hat den bekennenden Weltbank-Kritiker David Malpass als Kandidaten für den Chefposten der internationalen Institution nominiert. Trump gab die Entscheidung für den ranghohen Mitarbeiter des US-Finanzministeriums am Mittwoch in Washington bekannt. Der Weltbank-Chef kommt traditionell aus den USA, Malpass' Nominierung dürfte aber insbesondere bei aufstrebenden Staaten auf Kritik stoßen.

Trump beschrieb den 62-Jährigen als "hochgeachteten" und "brillanten" Mann. Es könne "keinen besseren Kandidaten" für die Leitung der Weltbank geben. Malpass selbst kündigte im Weißen Haus an, dass er sich für "konstruktive Reformen" bei der multinationalen Entwicklungsbank einsetzen wolle.

"Ich bin sehr optimistisch, dass wir Wachstum im Ausland zum Durchbruch verhelfen können", fügte er hinzu. Das werde beim "Kampf gegen extreme Armut" helfen und mehr wirtschaftliche Möglichkeiten in den Entwicklungsländern schaffen.

Malpass kritisierte Weltbank

Malpass hatte die Weltbank 2017 in einem Auftritt vor dem US-Kongress scharf kritisiert. Internationale Institutionen wie die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) gäben "viel Geld" aus, seien aber "nicht sehr effizient", sagte Malpass, der einst auch Wall-Street-Ökonom war. Ihre Kreditvergabepraxis sei "oft korrupt".

Schon vor der offiziellen Nominierung hatte die Personalie heftige Kritik hervorgerufen. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman verwies im Kurzbotschaftendienst Twitter am Dienstag auf Malpass' falsche Einschätzungen zur Finanzkrise im Jahr 2008. Der frühere Sprecher des einstigen US-Präsidenten George W. Bush, Tony Fratto, schrieb vor wenigen Tagen, Malpass Nominierung wäre eine "desaströse, giftige Wahl".

Schwellenländer gegen US-Vorsitz

An der Spitze der Weltbank steht für gewöhnlich ein US-Bürger, während der IWF von einem Europäer geführt wird – derzeit von der Französin Christine Lagarde. Angesichts des wachsenden Gewichts der Schwellenländer stellen Staaten wie China, Indien oder Brasilien diese ungeschriebene Regel der Postenverteilung aber zunehmend in Frage.

Ob es tatsächlich echten Widerstand gegen die Personalie geben wird, ist laut Experten offen. "Die Frage ist diesmal, ob die Europäer, die keinen Pro-Trump wollen, bereit sind, den US-Kandidaten nicht zu unterstützen" und damit letztlich riskierten, das Vorrecht auf den IWF-Chefsessel zu verlieren, hieß es aus einer europäischen Quelle.

Überraschender Rücktritt

Der Posten des Weltbank-Chefs ist vakant, weil Jim Yong Kim das Amt zum Monatsbeginn niedergelegt hat. Er hatte seinen Rücktritt im Januar überraschend angekündigt.

Das offizielle Bewerbungsverfahren um den Chefposten der Weltbank beginnt am Donnerstag und dauert bis zum 14. März. Der Verwaltungsrat will Kims Nachfolger noch vor der gemeinsamen Frühjahrstagung mit dem IWF küren, die Mitte April in Washington stattfindet. Von den 189 Mitgliedsländern der Weltbank kann jedes einen Kandidaten vorschlagen.

Kernaufgabe der aus fünf Organisationen bestehenden Weltbankgruppe ist es, die Armut in der Welt zu bekämpfen und die Lebensbedingungen der Menschen in Entwicklungsländern zu verbessern. Die Weltbank war kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs gegründet worden – damals noch, um den Wiederaufbau Europas voranzubringen. (APA, AFP, 5.2.2019)