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Gian Franco Kasper: "Das Interesse am Sport steigt, Olympia sorgt für Unterhaltung."

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

Åre – FIS-Präsident und IOC-Ehrenmitglied Gian Franco Kasper sieht die Zukunft Olympischer Winterspiele in erster Linie in Diktaturen. Diese könnten "solche Veranstaltungen mit links durchführen, die müssen nicht das Volk befragen", sagte das 75 Jahre Oberhaupt des Ski-Weltverbands in einem äußerst fragwürdigen Interview mit dem Schweizer "Tages-Anzeiger": "Es geht um den Sport. Wo er stattfindet, ist in gewisser Weise sekundär."

Der Schweizer führte am Rande der alpinen Ski-WM im schwedischen Åre aus: "Es ist nun einmal so, dass es für uns in Diktaturen einfacher ist. Vom Geschäftlichen her sage ich: Ich will nur noch in Diktaturen gehen, ich will mich nicht mit Umweltschützern herumstreiten."

"Die Freude und die Trauer, das Patriotische"

Dass die Olympischen Winterspiele noch einmal in einer klassischen Wintersportnation wie etwa in seiner Schweizer Heimat stattfinden, glaubt Kasper "nicht", denn "fast überall in Europa wird man für solch einen Anlass keine Volksabstimmung mehr gewinnen".

Auch wenn der Gigantismus bei Olympischen Spielen "gewaltig" und alles "zu teuer, zu groß" sei, glaubt der für seine markigen Aussagen bekannte Funktionär allerdings sehr wohl an eine Zukunft für das Mega-Event: "Ganz klar. Das Interesse am Sport steigt, Olympia sorgt für Unterhaltung. Die Freude und die Trauer, das Patriotische – es macht die Spiele einzigartig."

Kasper spielte weiters den Eingriff der Menschen in den Bau von Skipisten herunter. In Peking, wo 2022 die nächsten Winterspiele stattfinden, sei "schon alles gefällt, das ist kein Problem. China hat ein riesiges Gebirge, dort hat es jetzt eine Schneise. Warum sollen die Millionen Menschen in Peking nicht auch Zugang haben zu einem Skigebiet?"

"Wir haben Schnee, zum Teil sehr viel"

Man könne "doch fremden Ländern nicht vorschreiben, was sie machen dürfen und was nicht", führte der Engadiner aus, der seit 1998 an der Spitze der FIS steht. Weiter sieht Kasper "keine Beweise" für eine globale Erwärmung: "Wir haben Schnee, zum Teil sehr viel."

Eine Grenze bei der Vergabe zieht Kasper beim Wüstenstaat Katar: "Ich will nicht in ein Land gehen, dort in den Skisport investieren, während die Bevölkerung verhungert, da ziehe ich die rote Linie. Wenn sich Katar morgen meldet für Olympische Spiele, dann bin ich dagegen." Dabei gehe es ihm "nicht um politische Sachen": In dem Emirat, umstrittener Gastgeber der Fußball-WM 2022, gebe es "schlicht zu viel Sand auf dem Schnee". (sid, 5.2.2019)