Granderwasser ist – das bestätigt ein Gerichtsurteil – ein aus dem Esoterikmilieu stammender, parawissenschaftlicher Unfug und für die Volksschule Admont in der Steiermark gerade gut genug. Bei den Taferlklasslern im Ennstal sprudelt Granderwasser in jedem Klassenzimmer aus der Leitung und im Schulhof aus einem eleganten "Granderbrunnen". Die Kids dürfen für den Unfug Werbung machen. In einem recht professionellen Video-Testimonial kommen ein paar Taferlklassler zu Wort, ein Mädchen bricht eine Lanze für Admonter Leitungswasser: "In der Schule ist das Wasser 'voi guat'." Was die Schülerin wohl zu Hause trinken muss? Die vom Zauber offenbar überzeugte Direktorin Silvia Jetz sagt in ihrem Eingangsstatement zur Philosophie ihrer Schule: "Mir ist ganz besonders wichtig, dass die Kinder selbstbewusst und entdeckend lernen."

GRANDER® Wasserbelebung

Belebtes Wasser im wahrsten Sinne des Wortes könnten die Kids aus Admont freilich ein paar Kilometer flussabwärts auch entdecken. Dort tost die Enns durch den Nationalpark Gesäuse. Detail am Rande: Auch das Nationalparkzentrum Gesäuse vertraut seit langem auf belebtes Wasser aus dem Hause Grander. Womöglich hat dort man Angst, dass sich die Enns im Gesäuse zu schnell beruhigt.

Grander sei Dank: Die Schulkids trinken kaum mehr süße Säfte 

Zurück zur Schule: Die Direktorin berichtet stolz, dass die Kinder Grander sei Dank nunmehr "keine Fruchtsäfte mehr in die Schule mitnehmen". Trinken sei nun für die Kinder "eine Selbstverständlichkeit geworden". Das Unternehmen Grander berichtet auf seiner Webseite ohne falsche Bescheidenheit von der schulischen Referenz: "Und alle sind sich einig: Das Wasser schmeckt so gut, dass man nicht genug davon trinken kann". Die Kosten der "Vergranderung" der Schule will die Direktorin nicht nennen. Aber wer will Groschen aus öffentlicher Hand zählen, wenn dank der Magie ein ganzer Ort aus dem Häuschen ist. Auch die Athletinnen und Athleten vom angrenzenden Sportplatz stürmten regelmäßig den Trinkbrunnen, oft stünden die Durstigen dort Schlange. Auch der Kindergarten und die Neue Mittelschule in Admont sind mit der wunderbaren Technologie ausgestattet. 

Grander belebt sogar das Wasser im Gesäuse. Trinkbrunnen bei der Nationalpark-Information.
Foto: Christian Kreil

Etwas mehr Verständnis für die Motivation, Wasser zu beleben, darf man für das Burgenland aufbringen. Mag der Neusiedlersee auch weiterhin still und starr ruhen, in der Ökoschule Neutal im Mittelburgenland brodelt und zischt das Wasser vermutlich schon gewaltig. 

Eine Schule ist "komplett vergrandert"

Grander berichtet stolz von dieser Referenz: "Die Öko-Schule Neutal im Mittelburgenland ist komplett 'vergrandert' – sowohl im Trinkwasserbereich als auch im Heizungskreislauf sorgt die Grander-Wasserbelebung für deutliche Verbesserungen." Die Grandertechnologie für den Heiz- und Kühlwasser-Kreislauf ist relativ neu im Portfolio des Tiroler Wasserbelebungsunternehmens, basiert aber auf der ebenso bewährten wie geheimen "Technologie" – sie beruht auf einer sagenhaften "Informationsübertragung" von Granderwasser auf das vorbeifließende Wasser.

Grander kleckert nicht gerne: "Der Grander-Effekt ist im Heizwasser besonders deutlich sichtbar: verschmutztes, oft übel riechendes Heizungswasser wird binnen kurzer Zeit wieder kristall klar."  Allerdings, warnt das Unternehmen: "Kreislaufbeleber sollten nicht im Trinkwasserbereich eingesetzt werden!" Das irritiert ein wenig, denn weiter unten heißt es: "Top Ergebnisse mit der Grander-Wasserbelebung konnten auch im Kindergarten Oberpullendorf erreicht werden – dort hat das Heizungswasser nachweislich Trinkwasserqualität." Ob ein unachtsamer Installateur im Kindergarten Operpullendorf irrtümlich ein Trinkwasserbelebungsgerät am Heizwasserkreislauf montiert hat? Wir werden es wohl nie erfahren. (Christian Kreil, 11.2.2019)

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