Der Burschenschafterturm in Linz ziert die Startseite der LDC.

Foto: Screenshot

Wien/Linz – Der Begriff "Ostmark" sei "heute nicht mehr verwendbar und inakzeptabel", sagte FPÖ-Verteidigungssprecher Reinhard Bösch erst am Montag. Bösch, der Nationalratsabgeordneter und Mitglied der Burschenschaft Teutonia ist, war unter Druck gekommen, weil seine Burschenschaft in einem Facebook-Posting den Begriff "Ostmark" für Österreich verwendete – DER STANDARD berichtete. Genau so wurde das annektierte Österreich auch von den Nationalsozialisten während der Nazi-Diktatur bezeichnet.

Vorsitz

Während sich also der Teutone Bösch in Wien vom Begriff "Ostmark" distanziert, scheint dieser in Oberösterreich nichts Besonderes zu sein. Dort gibt es unter den 15 pennalen Korporationen, also burschenschaftlichen Schülerverbindungen, eine, die den Namen "Ostmark zu Linz" trägt. Und es ist nicht irgendeine Mittelschulverbindung, sondern jene, die den Vorsitz innerhalb des Landesdelegiertenconvents (LDC) Oberösterreich, dem Dachverband der 15 oberösterreichischen Pennalien, innehat. Auf der Homepage der Ostmark zu Linz wird wortreich erklärt, dass der Name Ostmark schon aus dem 19. Jahrhundert stammt – wahrlich keine neue Erkenntnis unter Historikern. Ebenso wenig, wie die Tatsache neu ist, dass die Nationalsozialisten Österreich auch namentlich auslöschten und umbenannten.

Auch auf der Site des LDC wird betont, dass sich die Verbindung schon 1891 Ostmark genannt hatte. Allerdings hatte man auch kein Problem damit, den Namen bei der Neugründung 1953, also wenige Jahre nach der NS-Zeit, wiederaufleben zu lassen.

120.000 Förderung für "Jugendarbeit"

Auf der LDC-Startseite prangt übrigens ein Foto des sogenannten Burschenschafterturms in Linz, auch Anschlussturm genannt. Auf dem Turm wurde nämlich nach dem sogenannten "Anschluss" Österreichs an Hitlerdeutschland eine Inschrift von "Ein Volk, ein Reich" auf "Ein Volk, ein Reich, ein Führer" erweitert. Nach 1945 wurde sie wieder entfernt. Es folgte ein Gedenkspruch für alle Toten des Zweiten Weltkrieges.

Die pennalen Verbindungen Oberösterreichs können sich jedenfalls über viel Geld freuen. Die Förderung für die 15 Verbindungen wurde unter ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer auf 120.000 Euro pro Jahr fast verdoppelt. Auf der LDC-Homepage erfährt man immerhin, dass "Traditionspflege" und Fechten aber auch die "gemeinsame Freizeitgestaltung und viel Spaß miteinander zu haben" nicht zu kurz kommen. Auf STANDARD-Nachfrage, wofür die Bünde das Geld bekommen, heißt es aus dem Büro Stelzer: "Die Förderungen wurden für die Jugendarbeit, Persönlichkeitsbildung, Freizeitgestaltung, Fortbildung, die Jugendvereine sowie Miete und Betriebskosten bewilligt."

Antifa-Netzwerk: Geld für Frauen und Kultur

"Wir fordern, dass das Land die 120.000 Euro, die es jährlich der 'Ostmark' und anderen schlagenden Burschenschaften zahlt, künftig den Frauen- und Kultureinrichtungen zukommen lässt, denen die Fördermittel gekürzt wurden", fordert der Sprecher des oberösterreichischen Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus, Robert Eiter, der gemeinsam mit 91 Prominenten und KZ-Überlebenden vor wenigen Tagen einen offenen Brief geschrieben hat. Darin wird Stelzer aufgefordert, rechtsextremistische Straftaten in Oberösterreich wirksam zu bekämpfen.

"Dass es in Oberösterreich nach wie vor eine schlagende Burschenschaftsverbindung mit dem Namen Ostmark zu Linz gibt, ist auch für die SPÖ-Landesvorsitzende Birgit Gerstorfer "ein Skandal". Ihre Kritik an der öffentlichen Förderung wird auch von der KPÖ geteilt. Diese verweist zudem darauf, dass etliche ihrer Gesinnungsgenossen im Widerstand gegen das Nazi-Regime mit der ausdrücklichen Begründung die "Ostmark" vom Reich "losreißen" und die "Verfassung des Reiches gewaltsam ändern" zu wollen verurteilt, in Konzentrationslager deportiert oder ermordet wurden.

ÖVP widerspricht SPÖ

In der Diskussion um die burschenschaftliche Schülerverbindung "Ostmark zu Linz" hat der Landesgeschäftsführer der ÖVP Oberösterreich Wolfgang Hattmannsdorfer Mittwochnachmittag dem SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda widersprochen. Dabei ging es um die Landesförderung für die Burschenschafter.

Drozda hatte Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) vorgehalten, dass er laut eigener Aussage persönlich den Kampf gegen Rechtsextremismus "sehr ernst" nehme. Aber den bekämpfe man nicht, indem man Burschenschaftern mit 120.000 Euro jährlich fördere, gab Drozda zu bedenken. Dass er damit auch eine burschenschaftliche Verbindung fördere, die den Begriff Ostmark im Namen führe, sei "schockierend".

Dem hielt Hattmannsdorfer entgegen, dass die Landesförderung für den Landesdelegiertenconvent einstimmig beschlossen worden sei – auch mit den Stimmen von SPÖ und Grünen. "Zuerst informieren, statt skandalisieren", forderte er und riet Drozda diesbezüglich ehestmöglich Kontakt mit seiner Parteikollegin und Landesrätin Gerstorfer aufzunehmen.

Hattmannsdorfer ergänzte noch, "der wahre Skandal" sei, dass es nach der "Hasenjagd"-Anspielung durch die SPÖ-Nationalratsabgeordnete Sabine Schatz noch immer keine Entschuldigung oder einen Rücktritt gebe. Damit habe die SPÖ das NS-Opfer Gedenken parteipolitisch schamlos missbraucht. Schatz hatte sinngemäß getwittert: Während man sich der Opfer der "Mühlviertler Hasenjagd" 1945 erinnere, tanze Stelzer am Burschenbundball in Linz. (Colette M. Schmidt, 6.2.2019)