Washington – Die Zeit geht offenbar unterschiedlich mit den Gehirnen von Frauen und Männern um. Zwar schrumpfen die Denkorgane beider Geschlechter mit fortschreitendem Alter, allerdings geschieht dies mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, wie nun US-Wissenschafter bei der Untersuchung von rund 200 Probanden erkannt haben.

Gemessen am Stoffwechsel sind die Gehirne von Frauen demnach im Durchschnitt deutlich jünger als die von gleichaltrigen Männern. Die nun im Fachjournal "PNAS" veröffentlichten Resultate könnten erklären, warum das Gedächtnis von Frauen im Alter besser funktioniert als das von Männern.

"Es ist nicht so, dass das Gehirn bei Männern schneller altert", erklärte Manu Goyal, Juniorprofessor für Radiologie an der Medizinischen Fakultät der Washington University und leitender Autor der Studie. "Schon zu Beginn des Erwachsenenalters ist ihr Gehirn drei Jahre älter als bei Frauen, und das bleibt im weiteren Leben so."

Hormoneller Einfluss auf die Gehirnentwicklung

121 Frauen und 84 Männer zwischen 20 und 82 Jahren nahmen an der Studie teil. Per Computertomographie wurde ihr Gehirnstoffwechsel untersucht, also der Fluss von Sauerstoff und Glukose. Die Auswertung ergab, dass bei Frauen das Stoffwechsel-Alter des Gehirns durchschnittlich 3,8 Jahre niedriger war als das tatsächliche Alter. Bei den Männern hingegen lag es etwa 2,4 Jahre über dem wirklichen Alter. Ein möglicher Grund dafür ist, dass Hormone schon in jungen Jahren Einfluss auf die Gehirnentwicklung nehmen.

Frauen schneiden bei Logik, Erinnerungsvermögen und Problemlösungen im Alter deutlich besser ab als Männer. "Dass Frauen weniger an kognitiven Fähigkeiten verlieren, könnte somit daran liegen, dass ihre Gehirne gewissermaßen jünger sind", erläuterte Goyal. Mit weiteren Forschungsprojekten sollen die Ergebnisse der Studie bestätigt und weiter untersucht werden. (red, APA, 5.2.2019)