Es ist vor allem eine Frage des Glaubens: Placebos können auch dann eine Wirkung haben, wenn man ihnen bestimmte psychologische Effekte zuschreibt. Dazu braucht es auch eine positive Arzt-Patientenbeziehung.

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Nicht nur bei medizinischen Behandlungen treten Placeboeffekte auf. Placebos können auch dann wirken, wenn ihnen psychologische Effekte zugeschrieben werden. Das haben Forscher der Fakultät für Psychologie der Universität Basel in mehreren Experimenten herausgefunden.

Die bisherige Placeboforschung geht von einem biomedizinischen Modell aus: Einer an sich inhaltsleeren Pille wird eine medizinische Bedeutung zugeschrieben. Dadurch entsteht ein positiver Effekt. Doch über die Wirkung von psychologischen Placebos war bislang nur wenig bekannt.

Das Narrativ "Grün beruhigt"

Die Wissenschafter der Uni Basel haben dazu drei unabhängige Experimente mit 421 gesunden Probanden durchgeführt. Als Placebo wurden kurze, vorwiegend grünfarbig gestaltete Filme verwendet. Diese wurden mit oder ohne psychologischer Erzählung präsentiert, wonach "Grün beruhige, weil es früh geprägte emotionale Schemata aktiviere". Außerdem wurden die Filme in einer neutralen oder freundlichen Beziehung präsentiert.

Im Anschluss bewerteten die Teilnehmenden während mehrerer Tage ihre persönliche Befindlichkeit. Dabei habe sich gezeigt, dass der gezeigte Film dann eine positive Wirkung auf die Befindlichkeit hatte, wenn er zusammen mit der Erzählung und im Kontext einer freundlichen Beziehung präsentiert wurde.

Wirkung hält bis zu einer Woche an

Die Forscher schließen daraus, dass auch die begleitende Erklärung eine wichtige Rolle spielt. Beeinflusst werde eine Behandlung außerdem von der Art der Beziehung zwischen Behandelndem und Patienten sowie der Besserungserwartung.

Die beobachteten Effekte sind vergleichbar mit jenen von psychotherapeutischen Interventionen bei gleichen Populationen, schlussfolgert Studienleiter Jens Gaab. Die Erkenntnisse würden die Forschung und die klinische Praxis herausfordern, sich mit diesen Mechanismen und Effekten sowie deren ethischen Auswirkungen auseinanderzusetzen.

Die Wirkung war nach der Verabreichung des Placebos am stärksten. Sie war jedoch auch noch eine Woche später nachweisbar, wie die Experten im Fachblatt "Scientific Reports" berichten. (APA, sda, red, 9.2.2018)