Manche Leute tragen die Dummheit als Monstranz vor sich her.

Foto: Elmar Gubisch

Zu den wesentlichen Errungenschaften des Alters zählt zweifellos nicht nur die Tatsache, dass Todesfurcht und Transzendenz einander näherkommen. Im besten Fall gesellt sich zur Lebenserfahrung auch noch eine gewisse Wurschtigkeit. Das betrifft regelmäßig im Alltag auftauchende Erregungsmöglichkeiten, auf deren Verhinderung oder Unterbindung man ohnehin keinen Einfluss hat.

Kurz gesagt, die Leute sind deppert – und alle dürfen sie wählen gehen. Laissez-faire ist französisch und bedeutet: Lass' eam, den Deppn, hüft eh nix. Wobei man sagen muss, dass die meisten Depperten im Großen und Ganzen außer ihrer Blödheit eh nichts Böses an sich haben. Es ist halt nur so, dass selbst die meist selbstgenügsam in sich selbst ruhende Dummheit, wenn sie unserem Zeitgeist entsprechend auch noch stolz als Monstranz vor sich hergetragen wird, viel Unglück in die Welt bringen kann. Das schaukelt sich dann zusätzlich über die Medien dementsprechend hoch. Täglich. Ich nenne jetzt keine Namen. Möglicherweise ist man ja auch selbst irgendwo dagegengerannt. Immerhin gilt beim Deppertsein unguterweise keine Unschuldsvermutung. Wenn man das zugibt, gilt man allerdings als schwach.

Die Starken und Lauten werden immer mehr

Die meisten Weltreligionen (außer vielleicht der Faschismus, Scientology oder der politische Shintoismus, aber fragen Sie lieber einen Experten) betonen zwar das Sanfte und Tolerante und Verständnisvolle. In der Praxis aber werden nur wenige Leute jenseits von autogenem Training und Subs in S/M-Zirkeln zugeben wollen, dass sie eigentlich schwach sind.

Gegenüber den Starken und Lauten in der Welt, die mit zunehmendem Alter interessanterweise immer mehr zu werden scheinen und immer näher kommen (man wird auf seine alten Tage zwar schwer-, aber gleichzeitig auch hellhörig), ist auf jeden Fall ein eloquenter Umgang angebracht. Man war ja früher einmal selbst so. Völlig unverständlich, dass speziell Männer jenseits der 50 als brandgefährlich gelten und zu affektbedingten Gewalttaten neigen.

Ich habe der Welt nur wenig mit auf ihren Weg zu geben, außer vielleicht der Erkenntnis des großen bayerischen Torhüters Sepp Maier, der sagt: "Mir ist's zwar net egal, aber wurscht is' ma." (Christian Schachinger, 6.2.2019)