Der in Graz geborene, seit vielen Jahren in Los Angeles lebende Künstler Hubert Schmalix schafft, wie er sagt, auf seinen Bildern ein Licht, das es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Hier ist er vor seiner Arbeit "Just Remembering" zu sehen.

Foto: Aleksandra Pawloff

Dieser Artikel erscheint im Rahmen eines Schwerpunkts im RONDO zum Thema Licht.

Foto: Nathan Murrell

"Ich bin kein Maler, der das Licht malt. Ich erzeuge Licht durch Farben. Das ist es, was den Maler ausmacht. Es geht mir nicht darum, ein Licht darzustellen, das ich in der Landschaft oder in einem Gesicht sehe. Einfach ausgedrückt geschieht dies, indem Teile des Bildes heller, andere dunkler werden. Daraus entsteht die eigentliche Dramatik. Man könnte auch sagen, ich produziere ein Licht, das es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Überhaupt spielt das echte Licht in der zeitgenössischen modernen Kunst im Vergleich zum Impressionismus oder Barock kaum eine Rolle. Sehen wir von einzelnen Künstlern ab, die installativ arbeiten.

Das Licht in meinem Atelier muss über den ganzen Tag hinweg gleichmäßig scheinen. Als ich mein Haus in Los Angeles bauen ließ, pochte ich darauf, dass das Licht von Norden ins Atelier fällt. Dadurch verteilt es sich am gleichmäßigsten. Ist ein Haus im Gegensatz dazu gen Osten ausgerichtet, herrscht am Morgen ein sehr starkes Licht, am Nachmittag ein schwächeres. Entscheidend ist das allerdings nicht für das Bild selbst, sondern für die Tätigkeit des Malens.

Ich arbeite nur bei Tageslicht. Bei Sonnenuntergang ist Feierabend. Mein Beruf ist ein Nine-to-five-Job. Das reicht. Nach acht Stunden habe ich genug vom Malen. So wie ein Arbeiter genug vom Arbeitstag hat.

Smog in Los Angeles

Bevor ich vor vielen Jahren nach Los Angeles kam, hatte ich natürlich von diesem angeblich so faszinierenden kalifornischen Licht gehört. Die Realität in der Stadt war eine ganz andere. Ich konnte kaum Auto fahren, weil alles so geflimmert hat und unscharf war. Es dauerte eine Zeit, bis ich draufkam, dass dies am starken Smog lag. Draußen in der Wüste schaut es anders aus. Dort ist das Licht unglaublich scharf, die Schatten und Farben sind faszinierend stark. Dennoch würde ich nicht sagen, dass es Einfluss auf meine Arbeit hat.

Ich könnte auch nicht von einem Lieblingslicht erzählen, ganz im Gegenteil: Ich bevorzuge das Dunkle. Wahrscheinlich stammt das Bedürfnis danach aus meiner Kindheit, in der ich viel Zeit bei Verwandten in Italien verbracht habe. In Österreich reißt man im Sommer alle Fenster auf, legt sich in die Sonne und macht alles Mögliche im Freien. In südlichen Gefilden schützt man sich vor der Sonne, die vieles ruinieren kann. Mir gefiel es damals, wenn die Fensterläden geschlossen waren und es kühl blieb. Das wirkte beruhigend und geheimnisvoll.

Auch in Kalifornien lässt man mehr Vorsicht gegenüber der Sonne walten. In meinem Haus gibt es Glas von der Decke bis zum Boden. Anfangs dachte ich mir, es wäre ganz wunderbar, von der Sonne geweckt zu werden. Dabei gibt es nichts Schlimmeres. Jedes Möbelstück, der Fußboden, alles leidet unter der Sonne.

Ich mag's lieber, wenn am Abend meine alte Leuchte von Josef Hoffmann Licht spendet oder die Lampe von Ettore Sottsass. Für diese habe ich mir sehr alte Glühbirnen besorgt. Die spenden ein Licht wie um die Jahrhundertwende. Es handelt sich um ein unglaublich schlechtes Licht, wenn es darum geht, zu lesen, den Raum aber taucht es in eine wunderbare Wärme.

Auch den einsamen, beruhigenden Schein einer Kerze genieße ich, in L.A. allerdings weniger. Dort hat man großen Respekt vor allem, was Feuer auslösen könnte." (Michael Hausenblas, 8.2.2019)