Kabul – Die afghanische Regierung hat ein Treffen von Vertretern der Taliban mit afghanischen Politikern in Moskau kritisiert. Die Gespräche in Abwesenheit der Regierung seien "Zeitverschwendung" und würden den Taliban lediglich weitere Legitimität verschaffen, schrieb der zweite Vizepräsident Sarwar Danish am Dienstagabend auf Twitter.

Präsident Ashraf Ghani sagte dem TV-Sender ToloNews, es könnten Hunderte solcher Treffen stattfinden, solange aber seine Regierung nicht zustimme, sei jede Übereinkunft nur eine auf Papier. Amrullah Saleh, Ex-Geheimdienstchef, der als Vizepräsident für Ghani bei der Präsidentschaftswahl im Juli ins Rennen geht, rief die Teilnehmer in Moskau dazu auf, künftig auf ihre von der Regierung zur Verfügung gestellten Leibwächter verzichten.

Sie hätten ja ihren "persönlichen Frieden" mit den islamistischen Taliban geschlossen und könnten sich nun in Kabul bewegen, ohne die Straßen sperren zu lassen und so die Bevölkerung zu belästigen.

Der Delegationsleiter der rund 40 für die Gespräche angereisten Politiker, Ex-Präsident Hamid Karzai, sagte am Dienstagabend, man verstehe, dass die Regierung Teil dieser Verhandlungen sein müsse. "Wir wünschten, sie wären heute hier gewesen", erklärte Karzai. Dies sei ein Problem, das die Regierung mit den Taliban lösen müsse.

Regierung fühlt sich ausgeschlossen

Die Regierung Ghani fühlt sich von den Friedensbemühungen ausgeschlossen. Seit Juli 2018 verhandeln die Taliban mit den USA, die sie als dominierende Schutzmacht der Regierung sehen. Beide Seiten sprachen jüngst von "Fortschritten". Allerdings konnten die USA den Taliban noch kein Zugeständnis abringen, direkt mit der afghanischen Regierung zu verhandeln.

Das Treffen in Moskau ist der bisher signifikanteste Kontakt zwischen hochrangigen afghanischen Politikern und Taliban, seit die Extremisten 2001 von den Amerikanern von der Macht vertrieben. (APA, 6.2.2019)