Eine große Mehrheit der Menschen in der EU wünscht einer Umfrage zufolge mehr Klarheit und Kontrolle beim Einsatz von Algorithmen. Laut einer am Mittwoch von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlichten Befragung sprachen sich drei von vier Teilnehmern dafür aus, derartige computerbasierte Entscheidungen nachvollziehbarer zu gestalten und ein Recht auf Überprüfung durch Menschen zu verankern.

64 Prozent fühlen sich demnach unwohl, wenn Computer Entscheidungen ohne menschliche Beteiligung treffen. Die Akzeptanz dafür schwankt jedoch je nach Einsatzgebiet. Bei Rechtschreibprüfungen können sich 53 Prozent rein computerbasierte Methoden vorstellen, bei hochgradig sensiblen Themen wie der Diagnose von Krankheiten oder der Vorauswahl von Bewerbern auf Stellen sind es lediglich sieben sowie sechs Prozent.

Kennzeichnungspflicht für Algorithmen

Darüber hinaus halten die Befragten eine Kennzeichnungspflicht für Algorithmen für wünschenswert, um für mehr Transparenz zu sorgen. Die Stiftung befürwortete das. Die EU sei bei der Schaffung eines solchen "Vermummungsverbots" für Algorithmen "in der Pflicht", erklärte sie. "Die EU muss als globaler Akteur einen eigenen Weg ins Zeitalter der Algorithmen finden", betonte Stiftungsvorstand Jörg Dräger in Gütersloh.

Zugleich zeigte die Umfrage, dass fast die Hälfte der Europäer nicht weiß, was Algorithmen sind. 48 Prozent haben keine Kenntnis, nur acht Prozent gaben an, viel darüber zu wissen. Genauere Vorstellungen, wo derartige Entscheidungsprozesse eingesetzt werden, haben demnach nur wenige. Etwa ein Fünftel war gar nicht über die Anwendungsfelder von Algorithmen orientiert, hieß es.

Mit dem Wort Algorithmus wird eine Reihe von Anweisungen bezeichnet, die in Computersystemen Schritt für Schritt ausgeführt werden, um ein Problem zu lösen oder eine Aufgabe zu bewältigen. Die meisten Befragten haben laut Untersuchung nur vage Vorstellungen davon, wo Algorithmen eingesetzt werden. Am ehesten verbinden sie damit auf die Person zugeschnittene Online-Werbung oder Anwendungen bei Dating-Plattformen.

Erhebliche Unterschiede zwischen den Staaten

Dabei offenbarte die Studie auch erhebliche Unterschiede zwischen den Staaten. So fanden drei Prozent der Befragten in Polen den Einsatz von Algorithmen beängstigend, in Frankreich waren es dagegen 21 Prozent. Im Schnitt waren 34 Prozent der Menschen unentschlossen, was sie von diesen halten sollten. Die Stiftung forderte eine "gesamteuropäische Diskussion und Strategie zum Einsatz von Algorithmen und künstlicher Intelligenz".

Die Ergebnisse basieren auf einer repräsentativen Befragung von knapp 11.000 Menschen aller 28 EU-Mitgliedstaaten und ist laut Stiftung repräsentativ für die Bürger der gesamten EU und der sechs größten Mitgliedstaaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen und Spanien. Für Österreich wurden daher keine Daten veröffentlicht. Es handelte sich um eine Onlinebefragung der Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Umfrageinstitut Dalia Research. (APA, 6.2. 2019)