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FotoFine Architecture/Douglas Jennings via AP:

Vor 29 Jahren aus dem Amt geschieden, vor sechs Jahren hochbetagt verstorben – Margaret Thatcher, so könnte man meinen, sollte mittlerweile dem heftigen politischen Schlagabtausch entrückt sein, für den die "Eiserne Lady" in ihrer Amtszeit als britische Premierministerin (1979–1990) berühmt war. Weit gefehlt: Seit Jahren wird darüber gestritten, wo man der Konservativen eine Statue aufstellen könnte. Jetzt steht ein Standort fest, doch prompt rüsten die Vandalen zur Tat.

Dass der Hass auf die Politikerin, in deren Amtszeit Großbritannien einen tiefgreifenden Strukturwandel durchlebte, der sich sogar auf die nachgeborene Generation auswirkt, wurde schon anlässlich ihres Staatsbegräbnisses im April 2013 deutlich. Zum Vorschein kam damals aber auch eine ungebrochene schwärmerische Zustimmung: nicht nur für die unangefochtene Siegerin dreier Wahlkämpfe, sondern auch für die Härte, mit der Thatcher ihre einmal für notwendig erkannten Reformen durchsetzte.

Geld gesammelt

Der Fanclub der 1992 als Baronin Thatcher von Kesteven ins Oberhaus aufgerückten Politikerin sammelte schon vor Jahren 300.000 Pfund (rund 341.000 Euro) für eine Statue; ausgeführt wurde das 3,2 Meter hohe Kunstwerk von dem englischen Bildhauer Douglas Jennings. Als zukünftiger Standort galt allgemein der Parliament Square vor dem Palast von Westminster, dem Sitz des britischen Parlaments.

Doch im vergangenen Jahr machte die zuständige Bezirksbehörde von Westminster allen Thatcher-Fans einen Strich durch die Rechnung: Auf dem symbolträchtigen Platz tummelten sich schon genug Statuen, fanden die Lokalpolitiker. Tatsächlich stehen dort, umtost vom Verkehr, elf Herren auf Podesten, von längst vergessenen Premierministern des 19. Jahrhunderts über US-Präsident Abraham Lincoln (1809–1865) bis hin zum Kriegspremier Winston Churchill (1874–1965) und Südafrikas legendären Präsidenten Nelson Mandela (1918–2013). Als erste Frau kam im vergangenen Jahr Millicent Fawcett (1847–1929) hinzu: Die englische Feministin kämpfte jahrzehntelang fürs Frauenwahlrecht.

Doch keine Bleibe in London

Die erste Premierministerin des Landes soll nun dort geehrt werden, wo sie 1925 das Licht der Welt erblickte: im mittelenglischen Marktstädtchen Grantham. Der zuständige Planungsausschuss ihres Heimatbezirks Kesteven gab dazu grünes Licht. Die berühmteste Tochter der Stadt soll ihren Platz finden zwischen dem genialen Mathematiker und Philosophen Isaac Newton (1643–1726), der in Grantham zur Schule ging, und einem längst vergessenen, langjährigen Unterhausabgeordneten der Stadt aus dem 19. Jahrhundert.

Wie Scotland Yard in London gab sich auch die örtliche Polizei besorgt über die Dauerhaftigkeit des Kunstwerks und empfahl die Positionierung der Statue auf einem mehr als drei Meter hohen Podest – aus Furcht vor der politisch "motivierten linksradikalen Bewegung im Land", die der Statue zu Leibe rücken könnte.

Kein Problem, glaubt Ilyas Nagdee aus Manchester: "Und wenn die Säule 30 Meter hoch ist – wir werden sie niederreißen und auf den Trümmern tanzen", so die Ankündigung des bezahlten Aktivisten der nationalen Studentenvereinigung NUS. (Sebastian Borger 19.2.2019)